Ökostrom: Ausbau ist „ehrgeizig“

Ein Jahr nach Fukushima bleibt die Frage: Wie geht es ohne Atomkraft weiter? In Gladbach ist der Weg schwer.

Mönchengladbach. In den Wochen nach der Atomkatastrophe von Fuku-shima standen die Telefone bei der Mönchengladbacher Verbraucherberatung und dem hiesigen Stromversorger nicht still. Alle wollten wissen, ob das, was aus ihren Steckdosen fließt, denn wohl „saubere“ Energie sei. Ein Jahr später ist die erste Aufregung verflogen. Doch für den regionalen Markt ist das Thema weiter drängend.

Zwar erhalten die Mönchengladbacher Privathaushalte vom regionalen Energie-Unternehmen NEW längst flächendeckend Strom aus skandinavischer Wasserkraft. Aber bis 2020 müssen 35 Prozent dessen, was NEW-Kunden an Strom verbrauchen, aus regenerativen Quellen stammen, also aus Biomasse, Sonnen- oder Windkraft.

„Ich halte das für möglich. Aber ich halte es auch für ehrgeizig“, sagt Markus Palic, Geschäftsführer der NEW Re GmbH, einer hundertprozentigen NEW-Tochter und zuständig für diese regenerativen Energien. Nach heutigem Stand liegt der Verbrauch der Kunden im Gebiet der NEW Netz bei über drei Millionen Megawattstunden. Davon stammen aktuell 350 000 Megawattstunden aus erneuerbaren Energien. 2020 müssten es 800 000 sein.

Während der Gesetzgeber einerseits das 35-Prozent-Ziel vorga, hat er andererseits die Förderungen verkleinert. Deshalb plant die NEW Re keine weiteren Photovoltaik-Anlagen. „Wir haben das erst mal alles in die Schublade gelegt. Noch steht nicht fest, wie sich die außerplanmäßige Reduzierung der Förderung auswirkt. Wir gehen davon aus, dass es sich nicht mehr lohnt“, so Palic.

Auch Biogas-Anlagen hätten derzeit keine Sinn, weil die Vorgaben für die Biomasse, die darin umgewandelt werde, kaum zu erfüllen seien, sagt der NEW-Re-Chef. Man werde die im Verbreitungsgebiet bestehenden lediglich ein wenig ausbauen.

Nur in der Windkraft sehe man derzeit Möglichkeiten. Am Freitag genehmigte der Kreis Neuss der NEW beispielsweise den Bau für ein Windrad auf der Vollrather Höhe in Grevenbroich. In Heinsberg erwarte man in Kürze ein Okay für weitere drei Räder. Und auch in Gladbach habe man zwei Flächen im Blick, die derzeit untersucht würden. Details will Palic noch nicht nennen, „um keine Konkurrenz zu bekommen“.