Opfer erkennt Angeklagten
Mittwoch soll es ein Urteil zur Amokfahrt mit Toten geben.
Mönchengladbach. Mit gesenktem Kopf, den er manchmal leicht schüttelt, sitzt René R. auf der Anklagebank. Außer den zwei Toten und zwei Schwerverletzten, die er bei einer halsbrecherischen Fahrt durch Gladbach am 23. März hinterlassen haben soll, wird ihm ein Überfall auf einen Schwalmtaler Kiosk vorgeworfen — drei Tage vorher. Zigaretten soll er gestohlen und die Kioskbetreiberin bedroht haben.
Der 22-Jährige, der angibt, wegen Alkohol- und Drogenmissbrauchs Erinnerungslücken zu haben, kann sich nicht vorstellen, der Frau Gewalt angedroht zu haben. „Wenn es wirklich so gewesen sein sollte, kann ich gar nicht sagen, wie leid mir das tut“, sagt er leise. Er könne sich nicht vorstellen, dass er gegenüber einer Frau ausfallend geworden sei. „Das ist noch nie passiert. Das würde ich nie tun. Der Freund meiner Mutter hat sie immer geschlagen.“
Das Opfer sieht den Angeklagten nur flüchtig von der Seite an und sagt, sie sei sicher, dass er es war. Auf einem Foto bei der Polizei hatte sie ihn im Gegensatz zu ihrem Mann nicht zweifelsfrei erkannt. „Aber in echt ist das viel leichter.“ Seit August ist der Kiosk geschlossen. Sie habe sich dort nicht mehr wohl gefühlt und deshalb ihren Mann zur Aufgabe der Selbstständigkeit gedrängt.
Hinweise auf R. hatte einer seiner Kumpel dem Kioskbetreiber gegeben. Bei der Polizei meldete sich eine anonyme Anruferin.
Der Vater des Angeklagten, der zunächst die Aussage verweigert hatte, gibt einen Einblick ins Familienleben. Er berichtet von der zerrütteten Ehe mit seiner Frau und von Heimaufenthalten, die seinen Sohn erst richtig in die Drogenkarriere getrieben hätten.
Gutachter Dr. Martin Platzek sieht R. für den Raub als voll schuldfähig an. Bei den Unfällen geht er aber von verminderter Schuldfähigkeit aus. Er befürwortet, den Mann in einer Entziehungsanstalt unterzubringen.
Mittwoch wird das Urteil erwartet. ahl