Mönchengladbach. Das Publikum ist beglückt von diesem Abend. Der Karnevalsverband, die Stadt und das Theater hatten zum Konzert geladen, das unter dem Titel "Von Hollywood nach Berlin" stand. Erst boten die Sinfoniker 90 Minuten Filmmusik, dann, nach der Pause, die zum Umbau benötigt wurde, begeisterte Paul Kuhn weitere 70 Minuten lang mit einer kleinen feinen Jazzband.
Graham Jackson hat für das Orchester ein Programm aus Filmmusiken zusammengestellt. In dem wurde deutlich, dass auch Unterhaltungsmusik virtuos und klassisch dramatisch daherkommt.
Sein Auftritt als Darth Vader, stilgerecht mit schwarzem Umhang und Gesichtsmaske, der das Laserschwert zückt, um damit die Titelmusik der Star Wars Reihe zu dirigieren, bereitet bereits großes Vergnügen.
Moderator Christian Tombeil benennt die Komponisten und erzählt auch, woher die Zuschauer die Stücke kennen werden: Das Menuett von Luigi Boccherini geistert durch den Film Lady Killers, das Intermezzo aus der Cavalleria Rusticana von Pietro Mascagi begleitet die Trilogie "Der Pate", der Galopp aus der Oper Wilhelm Tell von Gioacchino Rossini fand in so unterschiedlichen Filmen wie Clockwork Orange, Armageddon und Toy Story Verwendung.
Sopranistin Kerstin Blix übernimmt den Gesangspart für Titel wie "Goldfinger", "Ein Freund, ein guter Freund" oder alten Dietrich-Schlagern und begeistert das Publikum mit ihrer großen stimmlichen Bandbreite. Zum Schluss spielt das Orchester noch "Echte Vrönde, stonn zesamme", in den Reihen wird stehend geschunkelt, und alle singen mit.
Dann Paul Kuhn, eine lebende Legende der Fernsehmusik im Bigband-Sound. Die Furchen in dem Gesicht mit den Dackelaugen haben sich zu Gräben ausgewachsen. Seine Schritte sind unsicher, aber seine Stimme ist wunderbar jung.
Er ist der Mann am Klavier, besinnt sich im Programm aber auf seine Jazz-Anfänge mit Swing-Musik. Nur auf ausdrücklichen Wunsch von MKV-Chef Bernd Gothe lässt er sich zu seinem Hit "Es gibt kein Bier auf Hawaii" herab, der auch heute noch gerne im Karneval und auf Schützenfesten gespielt wird.
Er lässt sich von Martin Gjakonovski am Bass und Willy Ketzer am Schlagzeug begleiten und erweist sich nach wir vor als absoluter Könner. Sein Spiel ist wunderbar unaufgeregt gelassen, leise souverän, er setzt die Tempowechsel, die Improvisationen, die Verzierungen geschickt und immer so, dass sich das Publikum dabei wohlfühlt.
Als weiteren Partner lässt er Peter Weniger mit seinem Tenorsaxophon auftreten, der das Publikum mit seiner Virtuosität begeistert.