Posse um gefällte Bäume an der Kaldenkirchener Straße
Die Beseitigung der Äste und Zweige verzögert sich wohl bis in den Herbst.
Da liegen sie — die gefällten Bäume unterhalb der alten Niederrheinkaserne entlang der Kaldenkirchener Straße. Vor fast genau vier Monaten hat die Landesbehörde Straßen NRW sie fällen lassen. Seitdem hat sich nicht getan.
Nichts? Stimmt nicht. Die gebündelten Äste und Zweige sind durch den Trocknungsprozess geschrumpelt. Und weil die Behörde Angst hat, dass sie aus dem Verbund rutschen und in Bewegung geraten und dabei Fahrradfahrer verletzen oder abdrängen könnten, haben die Verantwortlichen den Radweg absperren lassen. Effekt: Die Drahtesel werden nun an den niedergelegten Bäumen vorbeigeschoben, oder die Fahrer wechseln die Straßenseite. Beides ist nicht ganz ungefährlich, auf jeden Fall aber umständlich.
Eigentlich hätte der Grünschnitt schon kurz nach dem Fällen der etwa 200 Bäume verschwinden sollen. „Aber damals wurde das Minto eröffnet, und die Stadt wollte nicht riskieren, dass der Verkehrsfluss auf der Kaldenkirchener Straße behindert wird“, heißt es aus der Presseabteilung der Landesbehörde. Nach der großen Minto-Sause habe die beauftragte Firma mit dem Schreddern begonnen, dann sei die Maschine kaputt gegangen. „Und als es dann wieder hätte losgehen können, hat die Untere Landschaftsbehörde der Stadt die Arbeiten gestoppt.“ Begründung: Die Vögel hätten mit der Brut begonnen. In dieser Zeit dürfe kein Gehölz geschnitten werden. Die Schutzzeit endet am 30. September.
„Stimmt“, sagt Sven Bock von Straßen NRW. „Bis Oktober sind uns die Hände gebunden“, sagt der stellvertretende Chef des Stützpunktes Nettetal, zuständig für die Fällungen an der Kaldenkirchener Straße.
Sven Bock, Straßen NRW
Zufriedenstellend findet Sven Bock den Zustand nicht. Die Stadt wäre durchaus in der Lage, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen, sagt er. „Es wäre kein Problem, die Gehölzbündel innerhalb eines Tages wegzuräumen.“
Nicht die Stadt habe den Landesbetrieb daran gehindert, die abgeholzten Bäume zu entfernen, heißt es aus der Pressestelle des Rathauses. „Die Einhaltung des Bundesnaturschutzgesetzes ist bindend“, sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Es sei davon auszugehen, dass in den abgelegten Gehölzen Vögel brüten. Die Experten der Unteren Landschaftsbehörde gingen, so Speen, davon aus, dass Zaunkönig und Heckenbraunelle — das ist der botanische Name für den Spatz — zwischen den Ästen und Zweigen Unterschlupf gefunden hätten.
Es gebe allerdings einen Ermessensspielraum, sagt Wolfgang Speen. „Es ist durchaus möglich, dass der Landesbetrieb Straßen NRW bereits zum 1. September statt 1. Oktober die Genehmigung erhält, das Holz zu entfernen.“ Das wären dann nur noch drei Monate.