Razzia bei der Caritas
Die Polizei durchsucht die Häuser in Giesenkirchen und in Holt.
Mönchengladbach. Der Pflegeskandal im Caritas-Zentrum an der Konstantinstraße 263 in Giesenkirchen beschäftigt die Staatsanwaltschaft. Wegen eines "Pflegefehlers" und des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung seien die Ermittler aktiv geworden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf WZ-Anfrage. Möglicherweise gehe es auch um unterlassene Hilfeleistung. Von den Ermittlungen sei mindestens ein Caritas-Mitarbeiter betroffen.
Oberstaatsanwalt Lothar Gathen wollte ebenso wie Stefan Rösch keine Einzelheiten nennen. Rösch kommt vom Dienstleister Contec GmbH, der im Auftrag des Caritas-Vorstandes in dem Altenpflegeheim mit 84 Bewohnern aufräumen soll. Rösch wurde in Giesenkirchen als Heimleiter eingesetzt.
Am Dienstag durchsuchten mehrere Polizeibeamte bis zum Nachmittag das Giesenkirchener Haus. Sie stellten zahlreiche Unterlagen wie Pflege-Dokumentationen sicher. Eine Polizei-Razzia gab es aber auch im Holter "Pflege-Hotel", einem Kurzzeitpflegehaus der Caritas. Auch dort wurden Schriftstücke beschlagnahmt.
Dass die Polizisten in Holt erschienen, hängt mit einer Strafanzeige zusammen. Angehörige haben sie gestellt. Sie sehen einen Zusammenhang zwischen dem Aufenthalt eines 85-Jährigen in dem "Pflegehotel" und seinem späteren Tod. Die Caritas wies den Zusammenhang zurück.
Laut Polizei sollen mehrere Anzeigen wegen zum Teil gravierender Pflegemängel vor allem in der Giesenkirchener Einrichtung existieren. In einem Giesenkirchener Fall sei einer Diabetikerin der Verband erst nach Tagen gewechselt worden. Dadurch habe für die ältere Frau Lebensgefahr bestanden.
Christoph Habrich, Caritas-Vorstandsmitglied, sagt: "Bei besonderem öffentlichem Interesse steht es in vergleichbaren Fällen im Ermessen der Staatsanwaltschaft, Ermittlungen aufzunehmen.
Wir als Caritasverband unterstützen die Staatsanwaltschaft im Sinne einer raschen und lückenlosen Aufklärung."
Bis Mitte September will die Contec die Missstände im Giesenkirchener Heim abstellen. Für Holt hat sie noch keinen Auftrag von der Caritas.
Rösch hat eigenen Angaben zufolge in Giesenkirchen das Kontrollsystem verbessert und klare Zuständigkeiten für die knapp 60 Mitarbeiter eingeführt. So werde täglich geprüft, ob die älteren Menschen richtig gepflegt und versorgt würden.
Seit Bekanntwerden des Skandals steht Caritas-Geschäftsführer Otto Nieswand massiv in der Kritik. Habrich schloss zu einem früheren Zeitpunkt Konsequenzen für den Caritas-Chef nicht aus.
Am Mittwoch wird es in Giesenkirchen wieder ein Gespräch zwischen Contec-Vertretern, Bewohnern und deren Angehörigen geben.
Polizei und Staatsanwaltschaft wollen sich ebenfalls am Mittwoch detailliert zu den Vorfällen in Giesenkirchen und Holt äußern.