Rheydt: „Ist die Kirche denn jetzt weg?“
St. Marien in der City wird geliftet und neu gestaltet. Die WZ besuchte die Baustelle.
"Ist die Kirche weg?", fragt ein Passant ungläubig nach. Er wollte die St. Marien-Kirche besuchen und steht jetzt fassungslos vor einer Großbaustelle.
Das Innere des Gotteshauses ist vollkommen leergeräumt, alle Wände sind mit Baugerüsten eingekleidet, in der ganzen Kirche liegen staubige Planen. Immer wieder schieben Bauarbeiter Schubkarren mit Schutt nach draußen.
"Es wird wieder ganz schön", gibt Klaus Hurtz dem zufälligen Gast mit auf den Weg. Der Besuch sei typisches Beispiel dafür, dass "seine" Kirche als "Oase für die Seele" im Zentrum Rheydts von zahlreichen Menschen genutzt werde, erklärt der Pfarrer der katholischen Gemeinde.
Seit August (die WZ berichtete kurz) laufen die Renovierungs- und Sanierungsarbeiten in der Citykirche St. Marien. Dadurch kommen Kosten von rund 700000Euro für den Umbau und noch mal 540000 Euro für eine neue Orgel auf die Gemeinde zu.
Noch fehlen jeweils 100000 Euro. Dennoch hofft Pfarrer Hurtz Weihnachten hier wieder einziehen zu können. Dann soll das umgebaute Gotteshaus vor allen Dingen "klare Strukturen haben und für die Kirchenbesucher einladend und lichtdurchfluchtet" sein, sagt der Rheydter Seelsorger.
Geplant ist ein Raumkonzept, das das, was ist, zurücknimmt und Material reduziert: "Dadurch wirkt der Raum neu", erklärt Hurtz. Als Hauptelemente der Ursprungskirche von 1855 sollen die zahlreichen Spitzbögen - etwa im Seitenschiff und an den Fenstern - wieder zur Geltung kommen. 1961 wurde das Rheydter Gotteshaus zuletzt aufwändig renoviert und mit einem Querschiff erweitert: "Leider hat man dabei kaum Elemente aus der Vergangenheit erhalten", bedauert Klaus Hurtz.
Eine Glasfront an den Seiteneingängen soll die Sicht auf die alte Kirche wieder freigeben. "Das ist wunderschön, weil es hell und einladend wirkt", sagt der Bauherr.
Auch das Hauptportal soll aufgewertet werden. Der Blick von dort auf den Altarraum wird freigeräumt und offener gestaltet, die Hautachse stärker betont. Dadurch wirke auch die bisher sehr dominante und drückende Orgelempore neu: "Wie schwebend im Licht", so Pfarrer Hurtz. Passend zum Gesamtkonzept des Gotteshauses wird nach dem Ende der Baumaßnahmen dort auch eine neue Orgel stehen.
Doch noch wird in der ganzen Kirche gestrichen, verlegt und - wie im Altarraum - mit der Spitzhacke gearbeitet. Damit er zukünftig näher an der Gemeinde ist, wird der alte Altarbereich verkürzt und der neue Altar nach vorne gesetzt. "Wie das später einmal aussehen wird, ist noch nicht geplant, sondern entwickelt sich bei der Arbeit", erklärt der Seelsorger.
Ab 2010 ist das Rheydter Wahrzeichen durch Zusammenlegung von drei Gemeinden die Hauptkirche für insgesamt 17 000 Gemeindemitglieder: "Ich hoffe und bete, dass dann alles so wird, wie unser Architekt Burkhard Schrammen es plant", sagt Pfarrer Hurtz und blickt selber etwas fassungslos durch seine leere Kirche. Und gelegentlich auch zum Himmel.