Ruhm als Weg in die Hölle
Im Theater im Nordpark feiert „Die Karrierre des Wüstlings“ Premiere. Tolle Sänger machen schlechte Bedingungen wett.
Mönchengladbach. Es ist nicht die Lust an verbotenen Dingen, die Tom Rakewell (Hans-Jürgen Schöpflin) zum Wüstling machen. Es ist der menschliche Wunsch nach Freiheit und Wohlstand. Weil der Teufel Nick Shadow ihm Geld in Aussicht stellt, verlässt er seine ihm treu ergebene Anne Truelove und folgt ihm ins verlotterte London. Besucht Bordelle, kokst was das Zeug hält, heiratet eine High-Society-Schnepfe, ist dabei allemal unglücklich und verfällt schließlich dem Wahnsinn.
Diese Geschichte erzählt die Oper "Die Karriere des Wüstlings" von Igor Strawinsky, die am Samstag im TiN Premiere feierte. Zwar hat sich der Komponist und sein Librettist Wystan Hugh Auden von einer Kupferstichserie des beginnenden 18. Jahrhunderts inspirieren lassen, doch die Kostüme von Imme Kachel sind meist den 50er Jahren entlehnt. Das Kostüm des Teufels - das auch Tom anziehen muss - gibt ihm mit Gehrock und Melone die Diabolik eines Gemäldes von René Magritte. Harald Stieger baut die Bühne aus grüngekachelten Elementen, die einmal die Industriehalle begrenzen, dann wieder einen Bahnhof, oder ein Schlafzimmer.
Regisseur Wolfgang Lachnitt erzählt die Geschichte so, als ginge es um einen Star, der mit dem schnellen Ruhm und dem entsprechenden Geld nicht klar kommt. Der es nicht nutzt, um frei zu werden von Sorgen und für ein glückliches Leben mit einer Frau, die ihn aufrichtig liebt, sondern die Verantwortung abgibt - und die nimmt kein anderer als der Teufel, der nichts anderes vorhat, als ihn zu ruinieren.
Wieder einmal zeigt sich, über welch tolle Sänger die VSB verfügen. Markus Kupfer ist ein hinreißender Teufel, Dara Hobbs eine innige Anne, Kerstin Blix eine fürchterlich oberflächliche Türkenbab (die High-Society-Schnepfe). Auch der Chor in der Einstudierung von Heinz Klaus und die Niederrheinischen Sinfoniker unter Graham Jackson überzeugt. Wegen der schlechten Bedingungen im TiN kommen die Sänger nicht ohne elektronische Unterstützung aus, die jedoch ständig besser wird. Die Zuschauer im halb besetzten Saal spenden begeisterten Beifall.
Weitere Vorstellungen: 14. März, 15., 21. und 23. April, 18. Mai und 12. Juni, Einführung je eine halbe Stunde vor Beginn.