Salafisten-Prediger Lau soll im Terror-Prozess aussagen

Salafisten-Prediger Lau soll dort als Zeuge aussagen.

Salafisten-Prediger Lau soll im Terror-Prozess aussagen
Foto: dpa/Raupold/Youtube

Mönchengladbach/Stuttgart. Zwei Nachtsichtgeräte, Ferngläser, Tarnkleidung, eine Splitterschutzweste, Medikamente und Geld — das sollen zwei Salafisten aus Mönchengladbach und Stuttgart dabei gehabt haben, als sie Mitte November 2013 über die Türkei nach Syrien ausreisen wollten. Die beiden sowie ein weiterer Mann stehen zurzeit vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht, weil sie im Verdacht stehen, als Terrorhelfer unterwegs gewesen zu sein. Der 24 Jahre alte Angeklagte aus Stuttgart hat vor Gericht einen Aufenthalt auf einer syrischen Militärbasis bereits zugegeben, auch wenn er beteuert, dort nicht gekämpft zu haben.

Aber wer hatte ihn geschickt? Welche Rolle spielt der gebürtige Mönchengladbacher Sven Lau in dem Fall? War er es, der den Männern die Mission überbrachte? Und wie gefährlich ist der Salafisten-Prediger Lau? Auch um diese Fragen geht es im Stuttgarter Prozess. Sven Lau, der im März wegen Terrorverdachts in Untersuchungshaft saß, dann aber wieder freikam, weil die Anklage fallengelassen wurde, soll vor dem Oberlandesgericht als Zeuge aussagen.

Nach der Aussage eines leitenden Ermittlers aus der Staatsschutzabteilung der Stuttgarter Polizei am dritten Prozesstag hat Sven Lau zumindest von der Syrienreise gewusst. Zahlreiche Kurznachrichten auf dem Smartphone des Angeklagten würden den Kontakt zwischen dem Hauptbeschuldigten und Lau belegen. Die Auswertung habe ergeben, dass der 24-Jährige sich mit dem Salafisten-Prediger über seine Pläne, nach Syrien zu reisen und dort zu kämpfen, intensiv ausgetauscht hat. Im August 2013 soll es in Mönchengladbach in der Wohnung des Mitangeklagten zu einem Treffen gekommen sein. Auch dies sei mit einem Gruppenfoto auf dem Smartphone belegbar. An diesem Tag habe Sven Lau ein Video aufgenommen, in dem er über einen Giftgasanschlag in Syrien spricht, sagte der Ermittler. Kennen gelernt haben sollen sich der Hauptbeschuldigte und Sven Lau bei einer Pilgerfahrt.

Auch wenn Sven Lau in seinen Internet-Videos nie offen zu Gewalt aufruft — für den Islamwissenschaftler Thorsten Gerald Schneiders geht von dem Mönchengladbacher Salafisten-Prediger wie auch von Pierre Vogel eine Gefahr aus. „Sie bringen Jugendliche mit ihrer lockeren Art auf die Spur, bieten sozusagen die Einstiegsdroge“, sagt Schneiders. Hätten sich die Jugendlichen erst einmal für den Salafismus begeistert, sei die Gefahr groß, dass sie Dschihadisten kennen lernen. „Oftmals bekommen sie dann zu hören: Wir können nicht nur reden, wir müssen handeln. Dann kommt es auf die Persönlichkeit des Einzelnen an, ob er nach Syrien geht, um zu kämpfen oder nicht“, sagt der Islamwissenschaftler, der gerade ein Buch über die Ursprünge und Gefahren des Salafismus’ herausgebracht hat.

Für das Buch haben Wissenschaftler auch die Prediger Sven Lau und Pierre Vogel begleitet und interviewt. Auch da halten sich beide zurück, wenn es um Themen wie Gewalt und Gotteskrieg geht. In Internetvideos betonen sie immer wieder, dass ein Aufruf zum Dschihad in Deutschland strafbar sei. „Wer aber wie Pierre Vogel mit einer ISIS-Limonade in der Hand grinsend in die Kamera schaut oder von IS-Truppen brutal bedrängten Jesiden empfiehlt, sie bräuchten doch nur zum Islam zu konvertieren, dem kann man nicht abnehmen, dass er den Terrorgruppen kritisch gegenübersteht“, sagt Thorsten Gerald Schneiders. Weder Pierre Vogel noch Sven Lau sagten klipp und klar: „Ihr dürft nicht in den Dschihad ziehen.“

Sven Laus Aussagen werden Stuttgarter Terror-Prozess mit Spannung erwartet.