Salafisten stoßen auf Widerstand
Am Samstag fand die umstrittene Aktion „Lies“ in der Innenstadt statt. Dagegen gab es Proteste, doch alles blieb friedlich.
In der Gladbacher Innenstadt verteilten Salafisten am Samstag bei der Aktion „Lies — im Namen deines Herrn“ den Koran. Für die umstrittene Aktion hatte es zuvor eine Sondergenehmigung gegeben. Gegen die Salafisten zeigte die Sozialistische Jugend Deutschlands, die „Falken“, Flagge. Deren Mitglieder protestierten gegenüber des „Lies“-Standes an der Hindenburgstraße. „Die Aktion der Salafisten hat nichts mit Religionsaufklärung zu tun. Einige der,Lies’-Aktivisten kämpfen in Syrien oder im Irak für den Islamischen Staat“, sagte Falken-Sprecher Ulas Sazi Zabci.
Bernd Scherwatzki
Die Falken wollen keinen religiösen Extremismus akzeptieren — genauso wenig wie Linken-Fraktionschef Torben Schultz, der die Aktion der als ultra-konservativ geltenden Aktivisten „nicht unkommentiert stehen lassen“ wollte. Hätten die Salafisten ihre Bücher und Audio-CDs aggressiver unter die Menschen gebracht, hätte er die Verteil-Aktion gemeinsam mit den Falken gestört. Aus Sicherheitsgründen standen Polizeibeamte permanent in Sichtweite der beiden Gruppen.
Die Salafisten wollten am Samstag keine Auskunft geben. Die Presse — so einer der weiß gekleideten Männer mit Bart — schreibe Lügen zusammen und verbreite noch mehr Hass. Die Aktivisten setzen ihrerseits auf Einschüchterung, fotografieren Journalisten und Menschen, die sich kritisch äußerten. Menschen wie Tamara Kaum, die die Salafisten mit einem Zeitungsartikel mit der Überschrift „Unsere Leitkultur ist die Freiheit“ provozierte. Sie berichtet: „Die Aktivisten haben sich n auf keine Diskussion eingelassen. Sobald es konkret wird, machen sie zu.“
Bernd Scherwatzki stellte sich währenddessen mit einer Mohammed-Karikatur neben den „Lies“-Stand. „Wir leben in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit. Und das soll so bleiben“, sagte der Mönchengladbacher, der privat ein Zeichen gegen die Gewalt, den Terror sowie die Unterdrückung von Minderheiten und Meinungen setzen wollte. Ein ähnliches Zeichen setzte auch die muslimische Gemeinde „Ahmadiyya Muslim Jamaat“. Sie klärte Menschen einige Meter weiter unabhängig von den Salafisten-Aktionen über den Islam auf. „Wir distanzieren uns von Hass und Gewalt. Islam bedeutet Frieden“, erzählten Anwar Shams und Mohammad Younas Janjua, die offen Fragen beantworteten. Viele hätten ein falsches Bild von ihrer Religion.
Eine weitere Kundgebung fand am Samstag am Alten Markt statt. Dort zeigte der Alevitische Verein ASKD mit den Falken Solidarität mit den Opfern der Terroranschläge von Ankara. Rund 150 Menschen kamen zur Kundgebung. Es war ein Aufzug durch die Stadt geplant, die Aleviten entschieden sich aber dagegen. Ali Azazoglu vom Komitee europäischer arabischer Aleviten erklärte, dass der türkische Präsident Erdogan für den Tod seiner Landsleute mitverantwortlich sei. Die Kundgebung verlief friedlich, die 25 angereisten Beamten der Bereitschaftspolizei mussten nicht eingreifen. Die AfD, die ebenfalls einen Stand angemeldet hatte, war am Samstag nicht in der City vertreten.