Schneckenhaussiedlung: Schrott oder Schnäppchen?
34 der alten Briten-Häuser hat Unternehmer David Rolef günstig vermietet. Doch es gibt Kritiker und unzufriedene Mieter.
Mönchengladbach. Es ist noch immer der Klassiker auf dem Immobilienmarkt: das Eigenheim mit Garten. Doch nicht jeder kann es sich leisten, selbst zu bauen oder ein großes Haus zu mieten. Diesen Umstand hatte der Krefelder David Rolef erkannt und, nach dem Abzug der britischen Streitkräfte, einige der so genannten Briten-Häuser in Windberg gekauft. „Immobilien sind mein Hobby, aber auch meine Altersvorsorge“, sagt der Krefelder Unternehmer.
Schnell waren alle 34 Objekte in der wegen der kleinen Wohneinheiten „Schneckenhaussiedlung“ genannten Anlage vermietet. Es gibt drei Modelle zur Auswahl. Das beliebteste: Wer selbst renoviert, zahlt die niedrigste Miete. „Die Mieter pflegen die Häuser wie Eigentum“, sagt Rolef.
Auch Anna Baltes (Name geändert) und ihre Lebensgefährtin entschieden sich für dieses Modell. „Das Angebot war einfach zu verlockend“, sagt die 28-Jährige, die drei Jahre lang eine Ausbildung zur Bautechnischen Assistentin machte. Renovierungsarbeiten sollten trotz eines fehlenden Abschluss’ kein Problem sein, dachte sie.
Die beiden Frauen packten an, verlegten neue Böden, strichen die Wände — mit viel Aufwand. Das Haus sei in keinem besonders guten Zustand gewesen, so Baltes: „Die Wände hatten Risse und Beulen. Eine fünf Zentimeter große Stelle wollte ich neu verputzen, die Wand kam mir entgegen, plötzlich war da ein Loch mit einem Durchmesser von einem halben Meter.“
Schlimmer aber: die hohe Luftfeuchtigkeit. „Überall bildet sich Kondenswasser an den Fenstern, unsere Kleidung begann, merkwürdig zu riechen“, berichtet die Mieterin. In den Ecken der Räume bildeten sich dunkle Flecken: Schimmelbefall. „Wir lüften richtig“, ist Baltes sicher. Ihre Lebensgefährtin leidet an Asthma. Die Wohnsituation ist Gift für sie.
Ein Mönchengladbacher Architekt nennt die in den 1950er und 1960er Jahren gebauten Häuser auch frei heraus „Schrottimmobilien. Die Objekte seien in günstiger Bauweise errichtet worden, eine energetische Sanierung habe bisher nicht stattgefunden, sagt Jan Pongs und weiter: „Eine solche Sanierung ist bei den Briten-Häusern oft nicht wirtschaftlich.“
David Rolef entgegnet, dass nur ein Bruchteil des von ihm für die Sanierungskosten veranschlagten Budgets verwendet werden musste. „In einigen Häusern entdeckten wir, dass Wasser- und Fallrohre bereits erneuert worden waren. Die Schneckenhaussiedlung ist eine unserer schönsten“, sagt der Unternehmer. Probleme seien ihm nicht bekannt. „Es ist nicht so, dass es dort keine Mängel gebe“, gibt er zu. Diese würden aber von der Vermietungsgesellschaft, die ebenfalls Rolefs Firmengruppe angehört, behoben werden — wie es in jedem Mietverhältnis vorgesehen sei.
Mieterin Baltes bestreitet dies nicht, berichtet aber von Handwerkern, die lose Dämmwolle „einfach auf den Speicher legen und wieder gehen“. Mehrfach habe sie versucht, die Hausmeisterin auf Probleme im Haus anzusprechen. Auch David Rolef hat sie telefonisch versucht, zu erreichen — ohne Erfolg. Wie es nun weitergeht, weiß sie nicht. Am Wichtigsten sei, dass sich für ihre Lebensgefährtin etwas ändert, damit sie wieder gesund wird.