Schüler-Austausch mit Afrika

Gladbacher Gruppe bei Partnern in Offinso/ Ghana. Bude hat neuen Bürostuhl.

Mönchengladbach. Jackie öffnet uns die Tür zum Schlafsaal. Bis zu 40 Schülerinnen leben hier im ehemaligen Klassenzimmer. Der stickige, dunkle Raum ist mit alten, wackligen Zwei- oder Dreietagenbetten aus Holz und den Koffern der Mädchen zugestellt. Manche Schlafstätten haben Moskitonetze, die meisten nicht: "Wer oben liegt, legt seine Matratze zum Schlafen meist auf den Boden", erzählt Jackie.

Es sei sonst einfach zu heiß, erklärt die Schülerin der St. Jerome’s Senior High School. Worüber die 18-Jährige nicht spricht ist, dass die Betten für ihre Altersstufe eigentlich viel zu kurz sind.

Es ist unser dritter Tag in Ghana und die dritte Schule, die wir besuchen. Wir vier Vertreter des Partnerschaftskomitees Mönchengladbach-Offinso vom Eine-Welt-Forum sind hier, um unsere bisherigen Hilfsprojekte zu besichtigen und die Freundschaften zwischen beiden Regionen zu vertiefen.

Während des gesamten umfangreichen Besuchprogramms treffen wir auf die typischen Gegensätze des westafrikanischen Landes: Ghanas unglaublicher Reichtum an Menschen, Lebensfreude und Naturschätzen einerseits, seine bittere Armut andererseits.

Zehn Tage lang sind wir bei unserem Partnerkomitee im Distrikt Offinso zu Besuch und unter Ghanas gleißender Sonne endlose Kilometer auf den staubigen, von der roten Erde Afrikas bedeckten Straßen unterwegs. Die katholische St. Jerome’s School in Abofour soll neue Partnerschule des Gymnasiums Rheindahlen werden.

In der Aula, einem überdachten Platz im Freien, drängeln sich die 551 Schüler. Obwohl viele hungrig zur Schule kommen und ihre Eltern sich das Schulgeld kaum leisten können, sind die Schüler hochmotiviert: "Wir sind die beste Schule in Offinso", ruft der Schulsprecher, und alle applaudieren jubelnd.

Ghanas Regierung hat eine Bildungsoffensive für seine junge Bevölkerung gestartet, das ist auch im Straßenbild unübersehbar. Überall sind Jungen und Mädchen in Schuluniformen unterwegs. Was fehlt, sind die Arbeitsplätze, die aus der Armut führen könnten.

Wir besuchen eines unserer Projekte in Koforidua, das hier bis zu 60 Arbeitsplätze schaffen soll. Die Gladbacher Rotarier haben die Errichtung und Ausstattung einer Fabrik zur Herstellung von Palmöl und Palmkernöl finanziert.

Der rein manuelle Prozess der Ölgewinnung ist sehr mühsam und langwierig. Der Chief, traditionelles Oberhaupt des Dorfes, begrüßt uns bei sich zu Hause und zeigt uns, dass Palmkernölpresse und Generator bereits bei ihm angekommen sind. Bald soll das Gebäude für die Fabrik stehen, noch ist es nicht vollständig finanziert.

Dass gezielte Hilfe, hier der Gladbacher "Soroptimistinnen" (das sind berufstätige Frauen), großen Nutzen bringt, erfahren wir auch bei der Einweihung eines Brunnens in Kokote. "Die Wasserfrage ist ein großes Problem in dieser Region", sagt der Dorfchef. Bisher mussten die Menschen kilometerweit zu einer Quelle wandern.

Beim traditionellen Eröffnungsfest werden die Ahnen mit Hilfe von Schnapsgaben um Beistand für die neue Wasserquelle gebeten. Für die Menschen in Offinso ist sie einmal mehr Anlass zu purer Lebensfreude: Ausgelassen tanzend und singend, begrüßen die Dorfbewohner den bisher ungewohnten Luxus eines eigenen Brunnens.

Mehr Infos über die Projekte: ewf@ewf-mg.de.

Beim Besuch gab es erstmals Kontakt zur Verwaltungsebene in Offinso. Anwesend war auch die Landesministerin des Ashanti-Volkes, Anima Wilson. Sie schenkte OB Norbert Bude (SPD) einen Chefsessel. Bude bot einem Mitarbeiter der dortigen Verwaltung - sie ist im Aufbau - ein Praktikum in der Gladbacher Verwaltung an.