Schüler basteln, schneidern und schauspielern
Eine Woche lang wurde an der Katholischen Grundschule Nordstraße gebastelt, geschneidert und geschauspielert.
Mönchengladbach. „Ich liebe es, zu nähen“, sagt Venicia mit leuchtenden Augen. Grün mit einem rosa Gürtel und silbernen Glitzersteinen, so beschreibt sie ihr selbst geschneidertes Kleid: „Am schönsten fand ich, es fertig zu haben und endlich anziehen zu können“, erzählt die Achtjährige. Gleich ist Modenschau. Auch Jamy präsentiert ihre Kreation. Die Neunjährige zeigt stolz ihr gelbes Kleid, zu dem sie sich ein Tuch und den passenden Gürtel genäht hat: „Den Schnitt habe ich mir selber überlegt“, erklärt sie.
Eigentlich haben die Mädchen und Jungen der Katholischen Grundschule Nordstraße Freitagnachmittags schulfrei. Aber in dieser Woche ist alles ein bisschen anders als sonst. Statt Lesen und Schreiben zu üben, durften die Kinder an vier Tagen basteln, schneidern oder schauspielern. Statt in ihrer Klasse die Schulbank zu drücken, konnten sie sich eine Gruppe aussuchen und dort kreative Ideen umsetzen.
Alle vier Jahre findet in der Rheydter Grundschule eine Projektwoche statt, bei der die Schüler jahrgangsübergreifend miteinander arbeiten: „Sie sollen dabei ihre Lernfortschritte selber bestimmen können“, sagt Schulleiterin Ingrid Schubert. So klappe es bei ihren 180 Schülern auch besser im üblichen Unterricht: „Sie lernen, sich gegenseitig zu unterstützen und werden selbstständiger“, so die Pädagogin.
„Eintauchen in eine fantastische Welt“ ist diesmal das Motto: „Grundschulkinder lieben die Welt der Märchen und Fantasie“, sagt Ingrid Schubert. Davon können sich Eltern, Großeltern und Geschwister zum Abschluss der Woche überzeugen. Am Rand des Schulhofs, unter einem großen Baum, ist ein Märchenwald aufgebaut. Dort schüttelt Frau Holle ihr Kissen aus und Rotkäppchen macht sich mit ihrem Korb auf den Weg in den Wald. Aus einem Perückenkopf, Gips, Eimern und Plastiktüten hat Julien „Hänsel und Gretel“ gebastelt: „Ich mag Hexen und Zauberei“, verkündet der Drittklässler. An der Projektwoche fand er am besten, dass „alle so schön zusammengearbeitet und sich geholfen haben“. In der „fantastischen Modewelt“ zwischen Stiefeln mit Giraffenmuster und einem Hut, um den sich bunte Glitzerschlangen winden, steht Eces Stiefel-Model. Die Spitze ihres Schuhwerks habe sie inspiriert, eine Hexe zu basteln: „Die haben doch auch spitze Nasen“, so die Drittklässlerin.
Nico sieht sich besorgt um: „Ich finde meinen Roboter nicht“, klagt der Zehnjährige. In der fantastischen Roboterstadt „Utopia“, die eigentlich ein Klassenzimmer ist, sind mit Alufolie ummantelte Maschinenmänner in allen Größen ausgestellt. Gleich nebenan zeigt Emily ihrer Mutter stolz ihr Luftschloss. Es ist aus einem Schuhkarton, Papprollen und Plastikflaschen zusammengeklebt und anschließend bemalt: „Hier ziehe ich mit Mama und Papa ein“, wünscht sich die Erstklässlerin. Selina wartet aufgeregt darauf, sich endlich als Schauspielerin bewundern zu können. Ihre Projektgruppe zeigt gleich den selbst gedrehten Film „Das Monster in der Schule“. Sogar das Drehbuch stammt aus eigener Feder: „Aber das Schauspielern war am schönsten“, erzählt die Neunjährige. Sie durfte eine Bibliothekarin spielen: „Das war richtig schwierig, weil ich schimpfen musste“, findet Selina.