Schweigende Erinnerung an Tschernobyl-Unglück

Gedenken auf dem Alten Markt.

Mönchengladbach. Langsam verhallt der Klang der Totenglocken, die gemeinsam von der Citykirche und der Christuskirche über den Alten Markt schallen.

Die üblichen abendlichen Freizeitgeräusche sind wieder vernehmbar. Irgendwo wummert Musik, ein Auto beschleunigt lautstark, Lachen und Stimmen sind zu hören.

Die rund 60 Menschen, die sich vor dem Brunnen eingefunden haben, schweigen oder unterhalten sich gedämpft. „25 Jahre Tschernobyl“ steht auf dem Plakat, das sie ausgerollt haben. Einige schwenken Fahnen, auf dem das gelb-rote Motto „Atomkraft — Nein danke“ prangt.

Viele haben Grablichter mitgebracht und auf den Brunnenrand gestellt. Ihr schwacher Schein steht im krassen Gegensatz zu dem hellen Licht, das aus Restaurants und Kneipen herüber scheint.

„Es ist wichtig zu erinnern“, sagt Franziska Suffenplan-Göbels, die zur Mahnwache gekommen ist. Eingeladen hat der Aktionskreis „25 Jahre Tschernobyl“ im Rahmen der Gedenkaktion in Gladbach.

Die Mahnwache ist gleichzeitig Auftakt zur Gedenkwoche „Schöpfungsfall: 25 Jahre Tschernobyl“. Bis 1. Mai bieten die beiden Kirchen Veranstaltungen zum Thema Atomenergie an.

Es ist 23.23 Uhr. Exakt um diese Uhrzeit explodierte der Atomreaktor in Tschernobyl. „Der 25. April 1986 war ein Tag wie heute“, sagt Propst Albert Damblon. Es gehe darum, der ungezählten Toten zu gedenken, so der Koordinator des Aktionskreises, zu dem 17 unterschiedliche Gruppen gehören.

Die Zahl der Opfer der Katastrophe, die sofort oder an den Folgen starben, ist umstritten. Wahrscheinlich waren es bis 2006 über 100 000 Toten: „Wir müssen die Einsicht der Täter einfordern“, sagt Damblon.

Mit einer Art Sirenenton beendet ein Saxofonist die Veranstaltung. Alle gehen ruhig weg. Die Lichter bleiben mahnend zurück.