Sie senken die Abfallgebühren

Durch neue Verträge wird es für die Bürger ab 2015 billiger. Wie das funktioniert, zeigt das Beispiel Drekopf. Der Verwerter recycelt den Sperrmüll.

Foto: Knappe, Jörg

Mönchengladbach. Für die Bürger ist es praktisch. Mönchengladbach hat eine so genannte Vollsperrmüllabfuhr. Da kann man alles an die Straße stellen. Es wird nicht, wie in manch anderer Kommune, beispielsweise Holz an anderen Tagen abgeholt und somit von den Bürgern schon vorsortiert.

Foto: Knappe

Genau das wiederum ist das Interessante für einen Entsorger und Verwerter wie das Mönchengladbacher Unternehmen Drekopf. Im hiesigen Sperrmüll steckt jede Menge recyclebares Material.

Bei der europaweiten Ausschreibung für die Entsorgung aller Abfälle in der Stadt von Altöl über Bio- und Hausmüll bis Straßenkehricht hat Drekopf deshalb mitgeboten. Und den Zuschlag für Sperrmüll bekommen, weil das Familienunternehmen das dafür preiswerteste Angebot gemacht hat.

Damit trägt auch Drekopf dazu bei, dass die Müllgebühren ab Januar 2015 sinken werden. Um insgesamt etwa 26 Prozent, wenn alle anderen Kosten, wie beispielsweise im Fall des Transports, sich nicht verändern.

Nur noch zwei weitere Mönchengladbacher Firmen konnten bei der Ausschreibung punkten (siehe Kasten). Dass Drekopf beim Sperrmüll einen niedrigeren Preis als alle Mitbieter machen konnte, liegt laut Mitgeschäftsführer Thomas Haubrichs daran, dass das Unternehmen mit Hauptsitz im Gewerbegebiet Engelbleck „eine besonders hohe Recyclingquote hat“.

Eigentlich ist der Sperrmüll wie auch der Hausmüll für die Verbrennung vorgesehen. „Aber je mehr Rohstoffe wir entziehen können, umso preiswerter wird die Verbrennung“, erklärt der 37-Jährige. Er geht davon aus, dass „nur ein Bruchteil des Mönchengladbacher Sperrmülls tatsächlich „in die Thermik“ geht, wie er das Verbrennen branchengemäß nennt.

In 41 Jahren Firmengeschichte habe „immer schon das stoffliche Verwerten im Mittelpunkt gestanden, das ist unser Kerngeschäft“. Drekopf habe deshalb gegenüber Mitbewerbern einen „Kompetenzvorteil“, auch wenn die Firma bisher noch nie einen Sperrmüll-Auftrag hatte.

Gerade im Sperrmüll sei ein hoher Anteil an verwertbarem Holz und Metall. Bei der Preiskalkulation sei man von einer Quote von 40 bis 50 Prozent Holz und fünf bis zehn Prozent Metall ausgegangen. „Selbstverständlich ist das ein bisschen, wie in eine Glaskugel zu schauen. Sollte sich die Quote bei Holz und anderem nicht ergeben, hätten wir Pech gehabt“, sagt Haubrichs, der sein Studium als Bachelor of Economic Science abgeschlossen, „wie der typische Sohn in einer Firma alle Abteilungen durchlaufen hat“ und auch einen 40-Tonner fahren kann.

Es geht um ungefähr 12 250 Tonnen Sperrmüll. Das ist die Durchschnittsmenge der vergangenen Jahre in Gladbach. „Das kann sowohl rauf- als auch runtergehen, je nachdem, wie konsumfreudig die Leute sind. Wir glauben eher, dass es rauf geht, weil die Menschen schnelllebiger sind. Die Wegwerfmentalität steigt.“

Das Holz wird in der Spanplattenindustrie recycelt oder es wird in einem Ökokraftwerk im Ruhrgebiet genutzt. Die Metalle, die als Sekundärrohstoffe, also als schon mal gebrauchte Rohstoffe, aussortiert werden, gehen ebenfalls ins Ruhrgebiet. Papier geht an die Papierfabriken in der Region. „Beim klassischen Sperrmüll ist allerdings eher weniger Papier dabei, hier mal eine Bücherkiste, da mal alte Akten, das ist es dann auch schon“, berichtet Haubrichs. Vornehmlich wird Holz als verwertbarer Stoff aus dem Sperrmüll gewonnen werden. „Das Typische sind zum Beispiel alte Sofas oder Schränke“, so Haubrichs.

Auf dem Recycling-Gelände an der Boettgerstraße liefern am Nachmittag auch ohne den Spermüll-Auftrag schon im Minutentakt Lastwagen der 22 Fahrzeuge starken Drekopf-Flotte oder Lkw anderer Entsorgungsfirmen ihre Ladung ab.

Bei gemischten Container-Inhalten, wie demnächst auch beim Mönchengladbacher Sperrmüll, sortiert ein Bagger grob vor — besagtes Sofa oder Schränke zum Beispiel schiebt er dann auf den Holzhaufen.

Ansonsten ist dann fast alles Handarbeit. „Ich würde sagen, zu 95 Prozent“, sagt Haubrichs. Am Förderband stehen sechs bis acht der insgesamt 151 Drekopf-Mitarbeiter. Zwei nehmen beispielsweise alles Holz vom Transportband, zwei alle Folien, einer Papier und so weiter. Elektroschrott muss vom Rest getrennt werden, dabei jede Kaffeemaschine noch mal in ihre Bestandteile aus Plastik und Glas zerlegt werden. Oder bei Radios die Batterien entfernt werden.

Ob durch die Veränderungen ab 2015 mehr Personal nötig wird, könne man noch nicht einschätzen, sagt Haubrichs. Das hänge auch von der Auftragslage in den anderen Recycling-Bereichen ab. Es habe kaum je ein Jahr gegeben, in dem niemand zusätzlich eingestellt worden sei.

Um beim Beispiel Holz zu bleiben, das wird am Ende geschreddert. „Um es möglichst schadstoffarm zu transportieren, sonst bekäme man bei jedem Transport nur halb so viel mit.“ Fürs Metall gibt es eine Schrottschere. „Die kann alles bis zu einem Auto halbieren.“

Die Preise, die Drekopf und andere für Metall bekommen, sind dabei laut Haubrichs nach der Weltwirtschaftskrise stark gesunken. „Früher gab es für eine Tonne Schrott etwa 300 Euro, heute sind es nur noch 120.“