Sozialticket: 2700 fahren darauf ab

Das Interesse an dem Billig-Schein hält sich in Grenzen. Die Grünen dringen auf Verlängerung.

Mönchengladbach. Von einem Flop spricht keiner. Obwohl das Sozialticket für Bedürftige längst nicht so rollt, wie in Prognosen vermutet. Bislang fahren rund 2700 Menschen auf das verbilligte Ticket für MöBus bzw. WestBus der NEW ab. Diese Zahlen nennt die Stadtverwaltung.

In besagten Prognosen war man von rund 7000 Nutzern ausgegangen. Etwa 50 000 Personen könnten mitfahren — weil ihr Einkommen niedrig ist. Karl Sasserath (Bündnis-Grüne) erklärte am Dienstag, er wolle sich für eine Fortsetzung des Sozialtickets einsetzen, schließlich seien „sehr viele Menschen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation darauf angewiesen“.

Bislang wird der Preiswert-Fahrschein in einem Pilot-Versuch angeboten. Und der endet 2012. Sasserath: „Wir sollten das weitermachen.“ Eine Erklärung dafür, dass sich die Resonanz in Grenzen hält, hat der Politiker nicht. Die jetzige Zahl der Nutzer sei „doch beachtlich“. So helfe man vielen, mobil zu bleiben.

Für die NEW und für Stadtfinanzchef Bernd Kuckels (FDP) hat die niedrige Anzahl der Sozialticket-Kunden einen Vorteil. Sie müssen nicht zubuttern, weil die Zuschüsse des Landes ausreichten. Der Stadtratsbeschluss zur probeweisen Einführung des Tickets trug auch einen Vermerk: Sollte der Billig-Schein ein großes Loch in der Kasse auslösen, steige man sofort aus dem Projekt aus. Auch deshalb, weil der ÖPNV, der öffentliche Personennahverkehr, bei der NEW-Tochter „Mobil und Aktiv“ jährlich zweistellige Millionen-Defizite einfährt.

Jobcenter, Stadt-Sozialamt und NEW waren vorbereitet, als der Fahrschein zum 1. November 2011 für monatlich 29,90 Euro angeboten wurde. Hierfür ist eine Berechtigungskarte nötig, die die Jobcenter in Rheydt-Mitte, Stadtmitte und das Stadt-Sozialamt ausgeben. Mit der wiederum erhält man nach der Bezahlung Ticket plus Wertmarke in einem der NEW-Kundencenter an den Bahnhöfen Stadtmitte und Rheydt. Ein gültiger Personalausweis ist mitzubringen.

Die Stadtratsfraktion der Linken kritisierte, dass durch die Kontrolle des Tickets im Bus die Person direkt als finanzschwach erkennbar sei. „Wenn im Regelsatz nur gut 18 Euro für den Öffentlichen Personennahverkehr vorgesehen sind, dann darf sich ein 30-Euro-Ticket nicht sozial nennen“, sagte Ratsherr Helmut Schaper zu einem früheren Zeitpunkt. „Doch wenn dieses Ticket jetzt noch zum Erkennungsschild für Hartz-IV-Bezieher und Aufstocker wird, dann ist das ein weiterer Grund gegen dieses Unsozial-Ticket.“

Das Angebot ist ein persönliches Monatsticket der Preisstufe A, das die kostenlose Mitnahme von bis zu drei Kindern bis 14 Jahren ganztägig ermöglicht. Wer Arbeitslosen- und Sozialgeld, Sozialhilfe, Grundsicherung im Alter oder Wohngeld bezieht, kann das Ticket nutzen.

Ebenso können Personen, die nach dem Sozialgesetzbuch VIII (Kinder-, Jugendhilfe), dem Asylbewerberleistungsgesetz oder dem Bundesversorgungsgesetz anspruchsberechtigt sind, das Ticket beziehen. Aber auch Personen mit Niedriglöhnen, die ihr Gehalt aufstocken müssen.