Sparkurs: Heimatlose Katholiken?

Den Gemeinden fehlen 35 Prozent ihrer bisherigen Mittel. Mit weniger Personal und Fusionen geht es weiter.

Mönchengladbach. Fehlende Kirchensteuereinnahmen, fehlende Priester und fehlende Gläubige beginnen auch in Mönchengladbach in der katholischen Kirche tiefe Spuren zu hinterlassen. Die Zusammenlegung von Gemeinden wie Hardterbroich, Pesch und Hermges zu einer gemeinsamen Pfarre sind da laut Regionaldekan Albert Damblon "nur die Anfänge". "Bisher hat das Bistum noch das freie Spiel der Kirchen zugelassen. Doch jetzt musste Aachen eingreifen. Denn - anders als der Staat - darf die Kirche keine Schulden machen." Daher stehen den Pfarren, bedingt durch die Sparmaßnahmen des Bistums, "einschneidende Veränderungen bevor", befürchtet auch Pfarrer Klaus Hurtz aus Rheydt.

Im Vergleich zum Etat des Jahres 2003 stehen den Pfarren seit Januar mindestens 35 Prozent weniger Mittel zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund hat Bischof Heinrich Mussinghof zum Jahreswechsel alle Dekanate aufgelöst. Dekanate sind Untergliederungen eines Bistums. Zu einem Dekanat waren mehrere benachbarte Pfarrgemeinden zusammengeschlossen. An ihre Stelle treten nun die Gemeinschaften von Gemeinden, kurz GdG genannt. Durch sie sollen sich die Gemeinden hauptamtliche Mitarbeiter teilen und so Finanzmittel sparen.

"Es besteht allerdings die Gefahr, dass dadurch die Beheimatung verloren geht. Da, wo die Kirche, da wo das Pfarrbüro steht, fühlen sich die Menschen zu Hause. Was, wenn diese Dinge fehlen?", fragt Damblon. Das Gefüge der eigenständigen Gemeinden habe seit Jahrzehnten funktioniert. "Doch mit den fehlenden Mitgliedern bricht das System auseinander", so Damblon. Immerhin konnten Dank der GdG in Stadtmitte alle Mitarbeiter gehalten werden. "Und bis 2009 kann ich so jede betriebsbedingte Kündigung ausschließen", sagt Damblon.

Die Bildung einer Gemeinschaft der Gemeinden ist auch nach der Auflösung der Dekanate keine Pflicht. Doch vor Ort wird es wohl eine Geldfrage sein, die viele Pfarren zu diesem Schritt, zur Aufgabe von Eigenverantwortung und Selbstbestimmung zwingen wird.

Klaus Hurtz tritt dabei den Pessimisten in den Pfarren entschieden entgegen: "Wir dürfen nicht die Ängste befeuern, sondern die Chancen darstellen. Wir müssen uns heute mehr bewegen, als ehedem. Denn wer vom Glauben bewegt ist, wird sich bewegen und wo Menschen sich bewegen, wird immer Veränderung sein." Seine Angst gilt vielmehr dem Glaubensverlust, als der Umwandlung von Strukturen.

Damblon möchte die Diskussion in den nächsten Monaten weiter vorantreiben. "Wir müssen darüber nachdenken, ob in Zukunft eine Pfarre nicht auch durch Laien, statt durch einen Priester geleitet werden kann". Erste Ansätze dazu gebe es bereits in der Pfarre St. Michael in Odenkirchen. "Darin sehe ich die Zukunft", so Dekan Damblon. Seinen Titel wird es in Zukunft nicht mehr geben. Die Dekane werden zu Leitern von Gemeinschaften von Gemeinden.