Sportvereine prüfen die Kandidaten
Im Auftrag hat der Stadtsportverband die Viersener Bürgermeisterkandidaten befragt. Alle messen dem Sport viel Bedeutung bei.
Viersen. „Wir wollen das behalten, was wir haben.“ Mit dieser Kernaussage startete Klaus Dieter Grefkes, Vorsitzender des Stadtsportverbandes Viersen, eine lebhafte Diskussion mit den Bürgermeisterkandidaten in Viersen. Der Stadtsportverband hatte dazu einen Katalog mit sechs Fragen ausgearbeitet, bei dem jeder der Gäste ausreichend Zeit für seine Antwort erhielt.
Grefkes fragte nach, ob die Kandidaten dem Sport den gleichen Stellenwert einräumen würden, den er jetzt besitzt. Das Ja zu dieser Frage kam unisono. Dass es kein Zauberrezept gegen die gravierende Abnahme der ehrenamtlichen Tätigkeit im Verein gebe, machte Iris Kater (freie Kandidatin) bei der nächsten Frage nach dem Fortbestehen der Vereine klar. Das Problem Ehrenamt müsse von mehreren Seiten angegangen werden.
Martina Maaßen (Grüne) plädierte dafür, das Ehrenamt mehr zu würdigen. Dr. Paul Schrömbges (CDU) wies darauf hin, dass dies nicht nur ein Problem des Sports sei. Er sieht als einzigen Weg die frühe Anbindung an einen Verein: „Ältere Jugendliche sollten mit in die Verantwortung eingebunden werden. Sie lernen wie ein Verein funktioniert, trainieren Jüngere mit und können so fürs Ehrenamt begeistert werden.“ Olaf Fander (FürVie) bemerkte zudem, dass eine Vereinsführung heute einer Unternehmensführung gleiche und dafür fehle vielen die Zeit.
Die Sportpauschale trennte die Bürgermeisterkandidaten in ihren Ansichten. Susanne Noack-Zischewski (Die Linke) wollte zu den auf fünf Jahre verteilten 200 000 Euro keine Zusage geben. Sabine Anemüller als auch Kater und Fander stellten sich hinter die Pauschale. „Ich tue mich schwer das Geld auf fünf Jahre zu verplanen“, gab Maaßen zu, während Dr. Schrömbges daran erinnerte, dass der Rat den Umgang mit der Pauschale beschließe und nicht der Bürgermeister.
Bei einer möglichen Gebühr für eine Sportstättennutzung schloss sich Susanne Noack-Zischewski der Meinung von Grefkes an, der dies als Todesstoß für die Vereine bezeichnete. Fander, Anemüller und Kater sehen in Gebühren ebenfalls keine Lösung. Von Maaßen gab es kein klares Nein gegen die Gebühren: „Man muss abwarten, wie sich die Haushaltssituation entwickelt und gegebenenfalls Gebühren einvernehmlich absprechen.“ Dr. Schrömbges sah es so, dass man einem Verein, der sich an Sanierungskosten für Sportstätten beteiligt, wohl kaum eine Gebühr für die Nutzung derselben in Rechnung stellen könnte.
Ob die Ganztagsschulen den Vereinen schaden fand keine klare Antwort. Fest steht, dass es einen Wandel gibt und dementsprechend nach neuen Ideen und Projekten gesucht werden muss, denn den Ganztagsbetrieb kann keiner mehr aufhalten. Daran waren sich alle einig. In Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen sehen die Kandidaten eine Chance für das Vereinsleben. Die Aufgabe der Verwaltung sei es, diese Partner zusammenzubringen, lautete der Tenor der Kandidaten.
Zum Schluss stand die Frage der Großvereine im Raum. Ob diese eine Lösung sind, bezweifelten alle Kandidaten. Gut geplante Kooperationen zwischen Vereinen, die von denselben nach entsprechenden Überlegungen angegangen werden, können Vorteile bringen, aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen, damit die Bürger davon profitieren. Das soziale Leben eines Vereins darf darunter nicht leiden. Ein Großverein, in dem kleine Strukturen leben, konnten sich so alle als Lösung vorstellen, bevor ein Verein möglicherweise stirbt.