Staatsanwalt fordert Bericht über Seriendieb

Trotz 120 Anzeigen ist der 31-Jährige noch auf freiem Fuß.

Rheydt. Er stiehlt Socken, Pullover, Handtücher — und das am laufenden Band. Knapp 120 Anzeigen gegen ihn gibt es bereits, die Dunkelziffer seiner Straftaten dürfte weitaus höher liegen. Weil der 31 Jahre alte Seriendieb von Rheydt aber immer noch unbehelligt auf freiem Fuß herumläuft, sorgt er bundesweit für Schlagzeilen.

Nach einer Anfrage aus der Politik, einem Besuch vom Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Dr. Peter Achten und Briefen von Rheydter Geschäftsleuten will sich NRW-Justizminister Thomas Kutschaty über den ungewöhnlichen Fall aus Rheydt informieren lassen. Die Generalstaatsanwaltschaft werde deshalb einen Bericht von der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft anfordern, sagte gestern Detlef Feige, Pressesprecher im NRW-Justizministerium. Möglich ist auch, dass der Seriendieb, der seit zwei Jahren beinahe täglich auf Beutezug geht, Thema im nächsten Rechtsausschuss sein wird.

Eine Anklage wegen gewerbsmäßigen Diebstahls gegen den 31-Jährigen ist bereits erhoben. Die liegt zurzeit bei Gericht. Dort wartet man auf ein drittes Gutachten zur Schuldfähigkeit des Mannes.

Bereits 2012 hatte es ein Verfahren gegen den Mann gegeben. Doch weil damals ein Sachverständiger dem notorischen Dieb attestierte, dass er schuldunfähig sei, wurde dieser freigesprochen. Die Konsequenz: Der Diebeszug durch Rheydt ging weiter. Die Staatsanwaltschaft forderte ein neues Gutachten an, das dieses Mal zum gegenteiligen Ergebnis kam: schuldfähig. Nun gibt es zwei konträre Einschätzungen — „eine schwierige Grundlage für einen Gerichtsentscheid“, sagt Jan-Philip Schreiber, Sprecher des Landgerichts Mönchengladbach. Deshalb sei eine neue Expertise in Auftrag gegeben worden. gap