Stadt braucht dringend Fachkräfte
Mönchengladbach beklagt einen Mangel an Experten im öffentlichen Dienst. Oftmals lockt die Privatwirtschaft mit höheren Gehältern.
Bauingenieur, Sozialarbeiter Erzieher — Wer über diese beruflichen Qualifikationen verfügt und einen Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst sucht, hat allerbeste Chancen — wenn ihr oder ihm die Stadt Mönchengladbach als Arbeitgeber genehm ist. Vor allem Planer werden dringend benötigt, weil sich die Stadt mit dem Projekt „MG+ Wachsende Stadt“ viel vorgenommen und mit Maria Hilf, Reme-Gelände und City Ost drei Vorhaben vor der Brust hat. „Wir lassen alle unsere Kontakte spielen, um neue Leute für den Planungsbereich zu gewinnen“, sagt Beigeordneter Gregor Bonin.
Gladbachs Planungsdezernent ist seit Anfang der 1990er Jahre im Geschäft. „Aber noch nie war es so schwer, Bauingenieure zu finden.“ Und wenn er meint, sogar eine Auswahl für eine gute Position zu haben, gibt es herbe Rückschläge: „Wir hatten drei Experten für eine Leiterfunktion im Hochbau. Alle drei haben kurz vor dem Auswahlgespräch abgesagt, weil sie andere Jobs angenommen hatten.“ Vor allem die Privatwirtschaft, die mit höheren Gehältern wirbt, schnappt den Kommunen die besten Kräfte weg. Aber auch untereinander ist der Konkurrenzkampf erbittert.
Die angespannte personelle Situation ist Thema einer Verwaltungsklausur, zu der OB Hans Wilhelm Reiners seine Spitzenbeamten eingeladen hat. „Wir müssen genau beobachten, wie sich der Markt entwickelt. Und wir müssen wissen, wie wir eingreifen können“, sagt Reiners. Bei Sozialarbeitern, die vor allem für den Allgemeinden Sozialen Dienst (ASD) gesucht werden, glaubt man ein Hilfskonstrukt entdeckt zu haben, um die Anwerbung attraktiver zu machen. „Es gibt nur noch eine Befristung von einem Jahr, danach wird sofort entfristet. Da ergibt sich gleich eine ganz andere Situation“, sagt der Vorsitzende des städtischen Personalrats, Peter Heller. Inzwischen zeigt sich die Stadt auch flexibler, wenn sie Stellen im allgemeinen Verwaltungsdienst neu besetzt. „Früher haben wir oft nur ausgebildete Verwaltungswirte genommen. Weil die Stadt die kaum findet, nimmt sie auch Fachleute aus anderen Berufen, etwas Juristen und Bürokaufleute“, sagt Heller.
Ein Sonderfall sind die Erzieherinnen in den Lena-Gruppen. „Es gibt einen Ratsbeschluss, dass es die Gruppen weiter geben soll. Ein Ende des Projekts ist nicht absehbar. Da arbeiten 70 Frauen mit Zeitvertrag, darunter Kinderpflegerinnen und Tagesmütter. Aber Zeitverträge müssen nach zwei Jahren entfristet werden. Wir müssen die Frauen qualifizieren, denn wir brauchen sie langfristig als Erzieherinnen“, sagt Peter Heller.