Städter lernen das Landleben kennen
„Stadt.Land.Markt.Viersen“ lockte viele Besucher in die Innenstadt.
Viersen. Wer sich eine Weile am Stand der Grenzlandschafe aufhält, hört immer denselben Ausruf: „Oh, sind die niedlich!“. Die, das sind kleine Ziegen und Schafe. Drei Waliser Schwarzhalsziegen, zwei Coburger Füchse und eine Moorschnucke tummeln sich im Auslauf. Besucher strömen herbei und drängeln sich, sie zu sehen. „Alle sechs sind Flaschenkinder“, erklärt Günter Radtke von den Grenzlandschafen. Er lehnt mit Border-Collie Kandu, einem Rüden, am Zaun. Geduldig antwortet er auf Fragen zu den vom Aussterben bedrohten Rassen, die der Verein züchtet. Große Augen machen Finja und Ronja beim gegenüberliegenden Stand.
Die Veranstaltung „Stadt.Land.Markt.Viersen“ ist ein Erfolg. Viele Menschen sind in der Innenstadt unterwegs, um zu schauen, zu fragen und einzukaufen. Zwei kleine Mädchen sind vom Gehege mit den erst wenige Tagen alten gescheckten Pommergänsen nicht mehr loszueisen.
Einige Besucher bewundern die Rassenvielfalt in der großen Voliere. Elf Hühnerrassen sind hier. Eine Frage löst bei Matthias Heyer ein Schmunzeln aus. Wie stet es mit der Farbe von Hühnereiern? Der Vertreter der Rassegeflügelzucht aus Willich zuckt die Schultern. „Irgendwie hält sich der Mythos, dass die Farbe der Hühnerohrscheiben ein Hinweis auf die Eierfarbe sein soll. Das ist Blödsinn. Die Eierfarbe ist allein rasseabhängig“, sagt er Fachmann.
Am Stand des Boerholzer M-ä-hhh-Werkes lässt Thomas Prell-Holthausen das Spinnrad sausen, während seine Frau Claudia Holthausen mit dem Handkarden Wolle kämmt und alte Farbtechniken vorstellt. Dass die wunderschönen Gelbtöne der Wolle so mit Hilfe von Kamillen- und Dahlienblüten zustande gekommen sind, lässt die Zuhörer staunen. Auch die Frage nach dem Aussehen eines Gotlandschafes kann beantwortet werden. Holthausen hat auch Fotos der Tiere dabei, deren Wolle sie verarbeitet.
Nicht minder fasziniert die Strickschnecke am Stand der Dülkener Bänderhexe. Aus alten Seidenbändern entstehen unter den geschickten Händen von Regina Vieten mit Hilfe der Strickschnecke Ketten, Armbänder, Ringe und „Hupörts“, wie Vieten die lustigen Seidenband-Gesellen mit den Gesichtern nennt.
Beim Stand des Wanderreitzentrums NRW aus Wegberg knubbelt es sich auch. Das liegt eindeutig an den Freiberger-Stuten Marana und Whisky, die Johanna Littmeier mitgebracht hat. Während die Stuten gelassen in ihren Offenboxen an den Heunetzen zupfen, stellt Littmeier das Wandern auf dem Rücken der Pferde vor.
Was die von Sonderschullehrer Christoph Mödder geleitete Holzwerkstatt des Förderzentrums West alles aus Holz zaubert, wie frisch gepresster Apfelsaft schmeckt, wie Landmaschinen anno dazumal und heute aussehen, was Flippuck für ein Spiel ist, welchen Spaß man mit xxl-Holzbauklötzen haben kann und dass es Fische aus Stein sowie bunte Seepferdchen in Übergröße aus Metall gibt, die im Garten einen Hingucker darstellen — Stadt.Land.Markt.Viersen präsentierte eine bunte Welt. Kulinarische Spezialitäten säumten den Weg. Besuchern bummelten entlang italienischer Stände mit ihren Köstlichkeiten, es ließ sich eine Kaffeespezialität vom Coffee-Bike genießen, oder es gab eine deftige Erbsensuppe aus der Gulaschkanone — hungrig oder durstig musste niemand den Markt verlassen.