Städtische EWMG: 100.000 Euro-Zugabe für Ex-Firmenchef?
Rätselraten um eine Tantiemen-Zahlung an Manfred Nieland. Warum soll ein Mann, der die EWMG alles andere als erfolgreich geführt habe, einen Bonus erhalten?, fragten Politiker im AR.
Mönchengladbach. Schulterzucken, bissige Kommentare und Bemerkungen wie "Das darf doch nicht wahr sein" hat es in der jüngsten (nichtöffentlichen) Sitzung des Aufsichrates (AR) der Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG gegeben. Der "Fall", der solche Reaktionen auslöste: Der 2008 ausgeschiedene EWMG-Geschäftsführer Manfred Nieland (CDU) soll für die Zeit seiner Tätigkeit von 2002 bis 2008 rund 100.000 Euro Tantiemen erhalten. Im Duden wird Tantiemen mit Gewinnbeteiligung an einem Unternehmen übersetzt.
Warum soll ein Mann, der die EWMG alles andere als erfolgreich geführt habe, einen Bonus erhalten?, fragten Politiker im AR. Wo der frühere Stadtkämmerer doch ein "üppiges Gehalt" kassiert habe.
Weder die neue Geschäftsleitung um Uli Schückhaus noch der von der EWMG beauftragte Wirtschaftsprüfer konnten oder wollten zu dem Thema detailliert Stellung beziehen, erfuhr unsere Redaktion.
Pikant an der Angelegenheit: Nur ein kleiner politischer Zirkel weiß, was Nieland tatsächlich als redegewandter EWMG-Boss monatlich überwiesen bekam. Nicht einmal OB Norbert Bude (SPD) hat Detail-Kenntnisse darüber. Obwohl er ja eigentlich der Vertreter des Gesellschafters Stadt ist. Bude als Gesellschaftervertreter - das verhinderten CDU/FDP nach der Kommunalwahl 2004 mit ihrer Mehrheit, als sie ihre Stadtratsleute in Gesellschafterrollen hievten.
Bei der EWMG ebenso wie bei anderen Stadt-Beteiligungen. Den Vertrag für Nieland unterschrieb damals OB Monika Bartsch (CDU).
Der Betrag von knapp 100.000 Euro tauchte erst einmal als Rückstellung unter den EWMG-Personalkosten von über insgesamt zwei Millionen Euro auf. Ist demnach wohl noch nicht an Nieland gezahlt. Auf Drängen von AR-Mitgliedern soll nun geprüft werden, ob Teile der Summe nicht verjährt sind.
Nieland hat ein tiefrotes Erbe hinterlassen. 2008 machte die Gesellschaft, die vor allem Stadt-Grundstücke makelt, einen Verlust von 1,4Millionen Euro, der als belastender Vortrag im Geschäftsbericht 2009 auftaucht.
Die Miesen wären noch viel höher, hätte die Stadt nicht 1,6 Millionen Euro überwiesen. Berücksichtigt sind bereits auch jene 3,6 Millionen Euro aus der Dividenden-Ausschüttung 2008 der NVV AG an die EWMG.
Ein Auslöser für die Millionen-Verluste: Schückhaus ließ Häuser und Grundstücke neu bewerten. Sie seien unter Nieland "im Wert viel zu hoch angesetzt worden", sagen Oppositionspolitiker.
Die EWMG erwartet für dieses Jahr zwar 200.000 Euro Gewinn, doch da sie Defizit-Ausgleichszahlungen an die Park-Platz-Gesellschaft im Nordpark und an die Stadt-Wirtschaftsförderung WFMG von mehreren 100.000 Euro zu zahlen hat, bleibe es bei roten Zahlen.