Streit unter den Kleingärtnern: Kreisvorstand ist zurückgetreten

Am 11. Dezember soll jetzt ein neuer Vorstand gewählt werden.

Vor gut einer Woche rief der Kreisvorstand alle 52 Kleingartenvereine der Stadt zu einer Arbeitstagung zusammen. Die Resonanz war ernüchternd: Nur knapp 30 Vereine entsandten Vertreter, alle anderen glänzten durch Abwesenheit. Für die Kreis-Führung war klar: Das Vertrauensverhältnis ist empfindlich gestört. Daraufhin traten alle acht Vorstandsmitglieder innerhalb weniger Tage zurück. Am 11. Dezember sind alle Kleingartenvereine eingeladen, einen neuen Vorstand zu wählen. Als Wahlleiter fungiert ein alter Bekannter: Juppi Claßen (72), der 30 Jahre lang den Kleingärtnern vorstand und sie in der Stadt erfolgreich repräsentierte.

Eines machte Claßen aber sofort klar: Eine Rückkehr von ihm an die Spitze des Verbandes wird es nicht geben — obwohl dies viele der 2800 Parzellenbesitzer wünschen. Denn Claßen hat in drei Jahrzehnten die Kleingärtner in Gladbach so gut als dritte „Macht“ neben Karneval und Schützenwesen positioniert, dass seine Nachfolger einen schwierigen Stand hatten. Doch dass es so schwierig im Binnenverhältnis werden würde, hat Claßen selbst überrascht: „Mehrere Vorstandsmitglieder kenne ich seit Jahren. Sie sind verlässlich, es gab nie größere Probleme. Offenbar hat die Chemie unter ihnen nicht gestimmt.“ Das Nichterscheinen bei der Arbeitstagung war dann so etwas wie ein vorgezogenes Misstrauensvotum.

Vorausgegangen waren teilweise heftige Diskussionen, Vorwürfe, Anschuldigungen und Anfeindungen. Als zum Beispiel der Kreisverband der Kleingärtner über eine neue Gartenordnung nachdachte, um Toiletten aus den Lauben zu verbannen und die „Soko Gartenordnung“ bildete, war’s mit dem Langmut vieler Kleingärtner vorbei. Es hagelte Proteste, es gab sogar eine Demo gegen die eigene Führung, und bei einer Info-Veranstaltung verstieg sich ein Redner sogar zu der Formulierung: „Der größte Feind der Kleingärtner sind die Funktionäre der Kleingärtner.“

Die beiden stellvertretenden Verbandsvorsitzenden Hans-Peter Reichartz und Roswitha Wree zogen als erste die Konsequenzen und legten ihre Ämter nieder. Dann folgten die Beisitzer, schließlich zog auch Vorsitzender Kurt Liedtke einen für ihn endgültigen Schlussstrich.

Auch die Stadt ist daran interessiert, dass die Querelen im Verband bald beendet werden: Denn die Kleingärtner und ihre Familien — insgesamt sind es rund 9000 Personen — verwalten ungefähr 130 Hektar städtisches Land. Da ist Führung notwendig.