Sie will nur noch einmal kurz in den Real-Markt an der Moses-Stern-Straße, um ein paar kleine Besorgungen zu machen, bevor das Geschäft die Türen schließt. Es ist 21.55 Uhr, um zehn Uhr ist Feierabend. Als sie die lange Schlange an der Kasse sieht, überlegt Na-Young Ha schon, umzukehren, weil Chico draußen wartet.

Doch der Hund ist längst weg, als die Schülerin den Markt verlässt. Verzweifelt sieht sich die 15-Jährige um. Sie fragt Zeugen, ob sie gesehen haben, wo Chico geblieben ist. Tatsächlich erzählt ihr eine Frau, die beim Supermarkt arbeitet, was sie beobachtet hat: Ein normal gebauter Mann mit Jogginghose und tief ins Gesicht gezogenem Kapuzenpullover sei zu dem Hund gegangen, habe die Leine losgemacht und Chico unter die Jacke gesteckt. Dann sei der Mann mit dem Fahrrad davongefahren.

„Bisher hatte es immer funktioniert, wenn ich Chico vor dem Supermarkt angebunden habe. Ich weißt nicht, warum jemand so etwas macht“, fragt sich Na-Young Ha. Sie ist als Einzelkind aufgewachsen, und Chico war der kleine Liebling der Familie. Täglich ist sie mit ihm spazieren gegangen.

„Er ist wie ein kleiner, nerviger Bruder. Chico ist sehr anhänglich und will gerne spielen“, beschreibt sie den kleinen Hund. Ein Kläffer sei Chico nicht. Wenn ihm etwas missfällt, quietscht er. Der Hund trug neben der rosafarbenen Langlaufleine auch ein pinkfarbenes Brustgeschirr, das sofort auffallen müsste, wenn Chico irgendwo gesehen wird.

Eine Anzeige gegen Unbekannt war bei der Polizei bislang nicht erfolgreich. „Keine neuen Erkenntnisse in diesem Fall“ meldet Polizeisprecher Willy Theveßen. Na-Young Ha gibt die Hoffnung allerdings nicht auf. „Vielleicht meldet sich ja doch noch jemand, der weiß, wo Chico ist“, sagt sie.