Überstundenberge bei der Stadt
Vor allem Feuerwehrleute schieben viele Stunden vor sich her. OB Bude will seine Bürochefin befördern.
Mönchengladbach. Keine leichte Aufgabe: Die Ampel-Mehrheit diskutiert trotz Ferienzeit über die Stellen-Planung bei der Stadtverwaltung bis Ende 2011. Und wie man hört, geht es dabei mitunter auch sehr kontrovers zu.
OB Norbert Bude (SPD) hat den Polit-Partnern aus SPD, FDP und Bündnis-Grünen seine personellen Vorstellungen präsentiert. Nach Redaktionsinformationen soll die Zahl der Mitarbeiter bis Ende nächsten Jahres um etwa 60 steigen.
Obwohl die Kommunalaufsicht die Stadt wegen ihrer horrenden Schulden aufgefordert hat, jährlich etwa 40 Stellen zu streichen.
Interessant ist, dass der SPD-Politiker unter anderem mindestens zwei enge Mitarbeiter aus seinem Stab befördern will. Wieder einmal. Denn vor Jahren scheiterte ein Gehaltssprung beispielsweise für seine Büroleiterin an der damaligen CDU-/FDP-Mehrheit. Jetzt, zu Zeiten der Ampel, kann sich die engagierte Juristin schon bald über deutlich mehr Geld freuen. Rund 400 Euro brutto im Monat.
Kein Zustand ist nach Ansicht von Beobachtern die Tatsache, dass innerhalb der Stadtverwaltung mit ihren rund 3.200 Beschäftigten "zahlreiche" Mitarbeiter wahre Berge von Überstunden vor sich haben. Vor allem bei der Feuerwehr.
Hier sind 100 und mehr überhaupt keine Seltenheit. Zum 30. September müssen viele Mehrstunden abgebaut sein. Dann verfallen die, die über 40 Stunden hinausgehen.
Eher ein strukturelles Problem, das auf Dauer gelöst werden müsse: Die Angestellten, Arbeiter und Beamten sind im Schnitt 45,6 Jahre alt. In den nächsten Jahren droht eine deutliche Veralterung in den Amtsstuben.
Erfreulich: Die Stadtverwaltung ist nahezu voll emanzipiert. Von den Beschäftigten sind über 50 Prozent Männer, 49,6 Prozent Frauen.
Bude, der gestern Morgen zwölf neue Azubis begrüßte, begründet den Mehrstellen-Bedarf von rund 60 damit, dass beispielsweise in den Kindertagesstätten mehr Personal benötigt werde. Beispiel ist die U-3-Betreuung. Aber auch die Fallzahlen bei der Familienbetreuung erforderten neues Personal.
Ungelöst bleibt derzeit ein weiteres Phänomen bei Gladbachs größtem Arbeitgeber. Zwischen 120 und 150 Stellen sind nicht besetzt, weil das Geld fehlt und/oder weil die Wiederbesetzung für Monate auf Eis liegt.
Erschreckend nicht nur für Oppositionspolitiker ist auch dies: Um das Personal allmonatlich bezahlen zu können, greift Stadtfinanzchef Bernd Kuckels (FDP) auf den Millionen-Dispo (Kassenkredite) bei Sparkasse und Banken zurück. Nach dem Okay durch den Stadtrat darf er die Stadtkonten immerhin bis zu 860 Millionen Euro überziehen.
Bescheiden muten da die jährlichen Personalkosten von rund 161 Millionen Euro an.