Unternehmer gibt Hauptschülern Ratschläge für ihr Berufsleben

Gardeur-Eigentümer Gerhard Kränzle, selbst Absolvent einer Hauptschule, hatte die Schüler drei Tage lang in seiner Firma zu Gast.

Foto: Detlef Ilgner

Wenn Gerhard Kränzle so aus seinem Leben erzählt, dann kann man schon auf den Gedanken kommen, dass da einer sitzt, der aus denkbar schlechten Bedingungen richtig etwas gemacht hat. Gerhard Kränzle ist Mehrheitseigentümer der Gardeur GmbH. Das liegt an seinem Ehrgeiz, ständig an sich zu arbeiten, um besser zu werden und Ziele zu erreichen. Als Schüler gehörte er nicht zu den besten. „Ich habe nur einen Hauptschulabschluss und das mit einer schlechten Note“, sagt er. Doch Kränzle biss sich durch, setzte sich Ziele und blieb hartnäckig. Deshalb nimmt er mit seinem Betrieb an der Soft-Skill-Akademie teil, die von der Bundesagentur für Arbeit und der MG-connect-Stiftung der Wirtschaftsförderung initiiert wird. Das Ziel: Hauptschüler sollen ihre Stärken erkennen und so eine Berufsperspektive erlangen.

„Ich wollte eigentlich Metzger werden“, erzählt Gerhard Kränzle. Doch daraus wurde nichts. Zu seiner Jugendzeit waren Ausbildungsplätze knapp und die Berufsberatung noch nicht erfunden. Durch Kontakte bekam er dann doch noch einen Ausbildungsplatz bei K&L Ruppert, einem oberbayerischen Modehersteller. Für Kränzle stand schon immer fest: „Egal, was man macht, man muss es mit vollem Einsatz machen, sonst kann man es bleiben lassen.“ Weil er erkannt hatte, dass seine Schullaufbahn nicht die beste war, setzte er sich hohe Ziele, arbeitete in verschiedenen Unternehmen und unterschiedlichen Positionen. Viele Jahre verbrachte er im Einkauf von Waren und kam schließlich zu Gardeur, wo er 51 Prozent der Unternehmensanteile hält. Sein Wille, etwas aus sich zu machen, gibt er bei der Soft-Skill-Akademie weiter. Drei Tage verbachten nun Schüler der Hauptschule Dohr im Unternehmen und lernten die verschiedenen Bereiche kennen. Doch um Gardeur geht es eigentlich gar nicht.

Gerhard Kränzle, Gardeur-Mehrheitseigentümer

Im Mittelpunkt stehen die Schüler und ihr Erkennen der eigenen Stärken. Nachdem sie diese herausgefunden hatten, probierten sie aus, wie sie diese einsetzen können und zu welchem Beruf sie passen könnten. Die einen durften nähen, andere bestaunten das Rechenzentrum des Unternehmens, und wieder andere verschafften sich einen Eindruck vom Warenlager. In einem Unternehmen gibt es viele Berufe, und es sind die unterschiedlichsten Talente gefragt. Die Schule darf man natürlich nicht vernachlässigen. Das sieht heute auch Gerhard Kränzle so. „Wenn ich so zurückblicke, dann hätte ich mehr für die Schule tun sollen. Ich hatte damals aber keine Lust darauf. Das war ein Fehler“, sagt er. Den Schülern rät er vor allem eines: „Glaubt an euch und kämpft für das, was ihr wollt. Wenn einmal etwas nicht geht, dann versucht einen anderen Weg.“

Der dreitägige Kurs bei Gardeur endete für die Schüler mit einem Bewerbungstraining. „Wir möchten das Angebot ausdehnen auf andere Branchen und die Akademie für jede Hauptschule in der Stadt anbieten. Langfristig ist es unser Ziel, ein breites Angebot zu schaffen, aus dem die Schulen auswählen können. Dafür brauchen wir aber noch mehr Unternehmen, die mitmachen“, sagt Susanne Feldges von der MG-connectStiftung.

Erste Gespräche finden daher nun mit der Kreishandwerkerschaft statt.