Unterstützung für Familien
Paten, Hebammen und Pfleger werden für sechs Monate an Eltern vermittelt, die im Alltag Hilfe brauchen.
Mönchengladbach. „Anfangs konnte der Sechsjährige, in dessen Familie ich Patin bin, sich nicht konzentrieren: Jetzt kann ich mit ihm ein ganzes Buch lesen.“ Das sagt Ute Liewerscheidt. Die 67-Jährige ist eine von 14 ehrenamtlichen Familienpaten des Sozialdienstes katholischer Frauen (SKF).
Die pensionierte Oberstudienrätin hatte ein Ehrenamt gesucht. Sie wollte zu etwas nütze sein und Kontakt zu Menschen haben, sagt sie. Als Familienpatin betreut sie zurzeit einen Jungen, dessen Familie zunächst im Asylantenheim wohnte.
Da die Treffen dort schwierig gewesen wären, holte Liewerscheidt den Sechsjährigen einmal in der Woche zu sich nach Hause. Sie fing an, ihm vorzulesen, brachte ihm neue Wörter und Verhaltensregeln bei, und versuchte, ihn spielerisch zu fördern. „Der Junge hat sich toll entwickelt“, sagt Antje Rometsch, Ehrenamtskoordinatorin des SKF. „Er hat jetzt einen ganz anderen Lebensweg vor sich“, ergänzt Samira Hlauoit. Sie ist für die Fachstelle Frühe Hilfen aktiv und stellt Kontakte zwischen Einrichtungen, Helfern und Familien her.
Helfer wie Ute Liewerscheidt gibt es viele. Gisela Walter (68) ist ebenfalls Familienpatin. Sie ist einmal in der Woche in einer Familie mit einem acht Monate alten Baby. Sie füttert und wickelt es. Die Mutter hatte selber um Unterstützung gebeten, weil sie Entlastung brauchte. Walter findet es gut, dass die Helfer schon früh nach der Geburt eines Kindes anfangen.
Rebecca Höhnel (35) ist seit sechs Monaten Familienhebamme bei pro familia. Anders als andere Hebammen ist sie maximal 20 Stunden in einem Haushalt, bis das Kind bis zu einem Jahr alt ist. „Mein Hauptziel ist es, die Eltern zu stärken, um eine gute Bindung zwischen Eltern und Kind aufzubauen“, sagt Höhnel. Sie hilft auch bei der Pflege und dem Anziehen der Babys.
Die 53-jährige Monika Skala ist Familienpflegerin beim Caritasverband. Sie bietet ein Rundumprogramm an. Es reicht von der Versorgung und Pflege von Säuglingen und Kleinkindern über die Haushaltsorganisation bis zur Begleitung bei Behördengängen — pro Familie bis zu 20 Stunden im Monat. So half sie einer 25-jährigen Mutter mit zwei Töchtern im Alter von fünf und drei Jahren, den Alltag zu strukturieren, kochen zu lernen und einen Haushaltsplan zu erstellen. Besonders gut findet Skala an ihrer Aufgabe, „Mütter stark zu machen, damit sie den Alltag mit ihren Kindern positiv leben können“.
Die Angebote der Familienpaten, -hebammen und -pfleger werden von der Fachstelle Frühe Hilfen koordiniert. Eltern mit Kindern bis zu einem Alter von einem Jahr können die Unterstützung der Hebamme, Familien mit Kindern bis zu sechs Jahren die der Paten und Pfleger in Anspruch nehmen. In der Regel werden diese Hilfen für sechs Monate angeboten.
Unsichere, isolierte Frauen und Familien ohne richtiges soziales Netzwerk haben großen Bedarf. Häufig sind Migranten oder junge, alleinerziehende Mütter darunter. Vor allem die Familienpaten werden aber auch häufig von Müttern angefragt, die einfach etwas Entlastung wünschen.
Das Angebot ist freiwillig. Familien können sich selber melden oder werden von Einrichtungen weitervermittelt. „Dadurch, dass die Eltern die Unterstützung freiwillig annehmen, sind sie sehr motiviert. Es entsteht ein schönes Miteinander“, sagt Erika Müller, Leitung Familienpflege des Caritasverbandes.