Untersuchung: Warum Schüler schwänzen

Eine Studie des Lionsclubs und der Hochschule gestaltete sich schwierig. Nicht alle waren bereit zur Kooperation.

Mönchengladbach. Die Auftraggeber der Studie sind frustriert. Immerhin 4000 Euro hat der Arbeitskreis Schulverweigerer des Gladbacher Lionsclubs ausgegeben, um herauszubekommen, warum es in Mönchengladbach geschätzte 300 Dauerschwänzer gibt.

Nur 41 von ihnen kamen zum Interview-Termin der Hochschule Niederrhein. "Damit bekommt man keine aussagefähigen Zahlen", sagt Professor Michael Borg-Laufs.

Doch die Studie hat bestätigt, was man schon weiß: 40 Prozent dieser Kinder haben ein Elternteil, das nicht aus Deutschland stammt. 80 Prozent haben geschiedene Eltern. 60 Prozent bekommen daheim keine Unterstützung in schulischen Belangen. Und die Väter und Mütter wissen meist nicht einmal, wie häufig ihre Kinder schwänzen.

Der Arbeitskreis um Klaus Peter Diller ist auch frustriert, dass nur 14 der angeschriebenen 35 Gladbacher Schulen Namen von Schülern nannten, die mehr als 100 Stunden im Halbjahr unentschuldigt fehlen. "Vor allem Gymnasien sagten, sie hätten keine Verweigerer", sagt Borg-Laufs.

Hierfür hat Schulrat Walter Steinhäuser plausible Erklärungen: "Erstens ist es für das Image der Schulen besser, die stehen im Wettbewerb untereinander. Außerdem sind das die angenehmsten Schüler." Sie stören nicht und die Schule bekommt trotzdem Mittel für sie (einen Lehrer pro 18 Schüler).

Sinke die Leistung unter ein bestimmtes Maß, würden die Schüler nach unten - Real- und dann Hauptschule - durchgereicht und schwänzten weiter. "Das ist das Problem am dreigliedrigen Schulsystem", so Steinhäuser. "Wer geht schon gern da hin, wo ihm gesagt wird, dass er nicht dazu gehört."

Als Beweis sieht er, dass ein Großteil der notorischen Schwänzer, die beim Gladbacher Projekt Comeback aufgefangen werden, gescheiterte Gymnasiasten sind. "Alle Schulen müssen das Projekt nutzen", fordert Diller. Auch das ist nicht der Fall. Schüler in Ganztagsbetreuung und an Gesamtschulen verweigerten seltener den Schulbesuch.

Dillers Arbeitskreis fordert eine lückenlosere Erfassung von Fehlzeiten und Konsequenzen beim Kindergeld. Bußgelder brächten nichts. "Und Schwänzer, die von der Polizei zur Schule gebracht werden, sind schon in der nächsten Pause wieder weg." Borg-Laufs hält fest: Bindung, Orientierung, Kontrolle, Selbstwertschutz, Lustgewinn und Unlustvermeidung seien psychische Grundbedürfnisse, die auch in der Schule erfüllt werden müssten.