Unwetter: Mann stirbt im Keller
Regen-Chaos: Viele Schäden und bange Stunden an der übervollen Niers in Neuwerk.
Mönchengladbach. Regen-Fluten, Blitz und Donner in der Nacht zu gestern - sie haben Trauer, Frust und viele Schäden hinterlassen. An der Bettrather Straße in Stadtmitte starb ein 81-Jähriger. Der herzkranke Mann hatte sich in den Keller begeben, weil die Fluten im Sickerschacht hochstiegen und den Bereich unter Wasser setzten. Vermutlich, sagt die Polizei, erlitt der Senior einen Herzinfarkt. Die Ehefrau war um 2.45 Uhr aufgewacht und hatte ihren Mann vermisst. Wenig später machte sie die grausige Entdeckung.
Die Feuerwehr spricht von mindestens 100 Unwetter-Einsätzen vor allem in Lürrip, Stadtmitte, Neuwerk, Rheydt, Giesenkirchen und Dahl. In den meisten Fällen waren Keller voll gelaufen und mussten leer gepumpt werden. Straßen wie die Ost-West-Achse-Nord (Rönneter), die Friedens-, Erfurter- oder Neusser Straße wurden zur gefährlichen Wasserpiste und wurden gesperrt. Auch der nach tropischen Regenfällen zum "Klassiker" gewordene Tippweg lief erneut voll. Unter der Unterführung blieb ein Taxi stecken und wurde zum Amphibien-Fahrzeug.
Bange Stunden verbrachten hunderte Bewohner nahe der Kleingarten-Siedlung Neue Niers an der Trabrennbahn. Dort war die Niers auf den Pegel von 2,35 Metern angeschwollen, normal sind 85 Zentimeter. Mehr als 300 Haushalte sollten evakuiert werden. Vorsorglich waren für die Menschen vier NVV-Busse bestellt worden. Doch dann gaben Feuerwehr und Technisches Hilfswerk Entwarnung - der Wasserstand war leicht gesunken. Um 3.30 Uhr konnten sich die meisten Bewohner der Siedlung zu Bett legen. Auch den Gladbach hielt es nicht länger in seinem getunnelten Bett. An der offenen Stelle im Bereich S-Bahn Lürrip lief er aus.
In vielen Kanälen war der Wasserdruck so groß, dass die Kanaldeckel aus der Fassung gerieten und auf den Fontänen hin und her tanzten. Der Kanalbetrieb des Versorgers NVV AG wurde 25-mal gerufen. Weil insbesondere Straßensenken beschädigt wurden.
Wegen des Dauerregens in den vergangenen Tagen kippten in der Nacht zu Freitag mehrere Parkbäume um. Nicht nur im Bunten Garten waren Stadtmitarbeiter tätig, die Schäden zu beheben. Vor der Gemeinschaftsgrundschule Regentenstraße wurde der Fußgängerweg unterspült, mit Schotter präparierte Wege im Gladbacher Nordwald/Hauptfriedhof sind nicht mehr passierbar.
Besonders betroffen war die Friedensstraße in Rheydt. Dort stand in einem Mehrfamilienhaus der Keller auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern deckenhoch unter Wasser. Ein Statiker prüft jetzt, ob das Gebäude noch sicher steht und nicht womöglich abgerissen werden muss. Doch auch in anderen Untergeschossen der Straße kam es zu größeren Wasserschäden. Zudem wurden Gehwege weggespült.
Land unter hieß es auch in vielen Kleingärten und auf landwirtschaftlichen Flächen.
Regenfälle Am Donnerstagabend und in der Nacht fielen bis zu 70 Liter/Quadratmeter. Das sind sieben Eimer Wasser/qm. Der jährliche Durchschnittsniederschlag in MG beträgt 700 l/qm.
Versicherung Reibungslos erscheint die Abwicklung da, wo eine Zusatzdeckung für Elementarschäden infolge Wasser existiert. Das Haus an der Friedensstraße (Foto) ist offenbar einsturzgefährdet.
Prognose Es soll zwar nicht besonders schön werden, doch regnen werde es in den nächsten Tagen nicht mehr so viel, sagen Meteorolgen.