Versteigerung: Nervenkitzel um Schmuckstücke
Bei der Versteigerung von Pfandgegenständen in der Kaiser-Friedrich-Halle bieten die Gäste eifrig mit.
Mönchengladbach. Es ist ein spannender „Zweikampf“ zwischen einer kurzhaarigen Brünetten in Reihe eins im Balkonsaal der Kaiser-Friedrich-Halle und einem älteren, grauhaarigen Mann, der ebenfalls in der ersten Reihe sitzt. Beide wollen den „hübschen goldenen Brillantanhänger“ , den Stephan Schmitz (51), Geschäftsführer und Inhaber vom Pfandleihhaus Brocker, auf der Versteigerung anpreist. Die Arme der beiden schnellen abwechselnd in die Höhe, bis es bei 37 Euro heißt: „Zum Ersten, zum Zweiten, und zum Dritten“. Der Anhänger geht an die Frau.
Gerade bei relativ günstigen Schmuckstücken ist der Nervenkitzel im Raum zu spüren, wenn zwei oder auch mehrere der hundert Gäste sich gegenseitig immer weiter in die Höhe bieten. Wertgegenstände zu höheren Preisen ersteigert hingegen häufig ein Bieter außer Konkurrenz. So geht die „Königskette aus 585er Gold“ für 400 Euro ohne Gegengebot an einen jungen Mann mit dunklen Haaren und einer Goldkette um den Hals.
„Eigentlich ersteigern die Gäste aber häufig Hochwertiges. Vielen ist wichtig, dass die Qualität stimmt“, sagt Schmitz. Versteigert wird Ware für Beträge von zehn bis 8500 Euro — teuerstes versteigertes Stück war am Sonnabend eine Uhr namens International Watch Co. (IWC) Schaffhausen Da Vinci.
Schmitz nennt bei jedem Schmuckstück Material und Gewicht, bei Ketten auch die Länge, bei Brillanten die Größe der Steine und die Karatzahl. „Die Gäste bezahlen nur das Material, keine Verarbeitungskosten. Daher werden die Stücke gewogen“, erklärt der Auktionator.
Nicht nur Schmuck und Uhren werden versteigert — auch elektronische Geräte wie eine Playstation oder Tablets. Hier muss Schmitz allerdings häufig vom Einstiegsgebot ablassen. So bietet er eine x-Box samt drei Spielen zunächst für 58 Euro, dann für 48, dann für 38 Euro an. Sie geht schließlich für 39 Euro an eine Frau mittleren Alters. Schmitz: „Elektronische Geräte, die bei uns ein Jahr lang liegen, so wie die ältere x-Box, sind einfach nicht mehr so gefragt.“
Ist der Saal mit über hundert Gästen anfangs noch gerammelt voll — laut Schmitz sind die meisten Stammgäste — so leert er sich nach und nach. Viele Kunden haben sich schon bei der Vorbesichtigung in den sechs Schmuckvitrinen und auf mehreren Tischen ausgesucht, was sie interessiert.
Jessica Boms (29) und ihre Mutter kommen regelmäßig zu den Versteigerungen. Boms hat dieses Mal im Vorfeld gar nichts gefunden. Ansonsten ist sie aber begeistert von Qualität und Preisen. Da sie ein „Sicherheitstyp“ ist, überlegt sie sich immer schon bei der Vorbesichtigung ein Limit, wie hoch sie steigern möchte. „Sonst verfällt man in wildes Bieten“, sagt sie. Ihre Mutter interessiert sich für Goldohrringe. Sie bekommt auch zwei Paar und zieht mit ihrer Tochter zufrieden nach der Hälfte der Veranstaltung von dannen.
Steigern manche Gäste sehr häufig mit, sind andere wie Klaus (68) und Sonja (68) Behnke hauptsächlich wegen der Atmosphäre dabei. „Uns interessiert, welche alten Schmuckstücke und welche Preis- und Wertunterschiede es gibt. Wir steigern selber nie mit“, sagt Klaus Behnke.
Gerade das findet Andrea Kaumanns (56) spannend. Die 56-Jährige ist zum ersten Mal bei einer Auktion. Sie konnte nicht zur Vorbesichtigung kommen und freut sich über ihre Süßwasserperlenkette, die sie spontan für 68 Euro ergattert hat. Kaumanns: „Ich wollte einfach mal mitbieten.“ Da es ihr so gut gefallen hat, möchte sie wiederkommen.