Volksverein: Secondhand-Verkauf ist wichtigste Einnahmequelle

Der Volksverein hat im Laufe der 30 Jahre seines Bestehens viele Langzeitarbeitslose qualifizieren können.

Mönchengladbach. Auf der Kleiderstange warten die ungebügelten Blusen, T-Shirts und Hosen. Lyudmila Bachmatova kann der riesige Wäschestapel nicht entmutigen. Schon seit fast zwei Stunden steht sie am Bügelbrett. Noch zwei Tops, dann ist ihr Job erledigt: „Die fertigen Kleidungsstücke sind für den Verkauf im Secondhand-Kleiderladen bestimmt. Dort ist meine eigentliche Arbeitsstelle“, erzählt Bachmatova.

Um sie herum, im Sortierraum der Betriebsstätte des Mönchengladbacher Volksvereins an der Geistenbecker Straße, ist an diesem Morgen besonders viel zu tun. Meterhoch stapeln sich Tüten und Kisten — gefüllt mit Kleidung und Spielsachen, die von anderen Mitarbeiterinnen des Volksvereins an Tischen ausgepackt und nach Qualität sowie Bestimmungsort in Trolleys oder Container sortiert werden.

„Am Wochenende sind außergewöhnlich viele Spenden eingegangen“, berichtet Stefanie Mosburger-Dalz. Sie ist die Leiterin der mittlerweile fünf Secondhand-Kleiderläden, die der Volksverein im ganzen Stadtgebiet betreibt.

Der Verkauf von Waren aus zweiter Hand ist im Vergleich zur bereits 30-jährigen Geschichte des Volksvereins ein noch junges Projekt. Seit etwa 16 Jahren bietet die gemeinnützige Gesellschaft gegen Arbeitslosigkeit gebrauchte Kleidung, Hausrat, Möbel und Elektrogeräte an, die als Spenden eingehen und zu für Bedürftige günstigen Preisen verkauft werden:

„Mittlerweile ist der Secondhand-Verkauf unsere wichtigste Einnahmequelle, das größte Einsatzgebiet für unsere Mitarbeiter und aufgrund relativ einfacher Tätigkeiten, der beste Bereich, um arbeitslose Menschen zu integrieren“, sagt Wilfried Reiners, einer der beiden Geschäftsführer des Volksvereins.

30 Langzeitarbeitslose arbeiten in unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen in den Kleiderläden, 14 Mitarbeiter verkaufen derzeit Möbel in der Betriebsstätte. Im Jahr 2012 gingen rund 30 Tonnen Kleidung und 2500 Möbelstücke über den Ladentisch. Ein Ziel des Secondhand-Angebots war von Anfang an: Nachhaltigkeit.

In 16 Jahren habe sich allerdings einiges verändert. Kleidung werde schneller entsorgt: „Bei den Möbeln gibt es nicht mehr so viele alte Schätze wie der unverwüstliche Wohnzimmerschrank aus Eiche“, so der Geschäftsführer. Darauf will der Volksverein betriebswirtschaftlich reagieren: „Um das Prinzip der Kreislaufwirtschaft auch in Zukunft zu sichern, müssen wir die Produkte innovativer am Markt platzieren“, glaubt Reiners.

Neben ihrem Trainingsprogramm bei einem Weiterbilder arbeitet Lyudmila Bachmatova für 14 Stunden und 100 Euro im Monat in dem Kleiderladen an der Geistenbecker Straße. Die Langzeitarbeitslose findet durch diese sinnvolle Tätigkeit wieder Anerkennung und fühlt sich dadurch selbstbewusster:

„Ich habe etwas zu tun und bin unter Menschen“, sagt die Einwanderin aus der früheren Sowjetunion. Trotz qualifizierter Ausbildung in der Heimat bekommt sie keine angemessene Arbeit. Ihr fehlen die Sprachkenntnisse, ihre Qualifikation gilt nichts in Deutschland: „Für uns bleibt es eine Herausforderung, denjenigen Menschen, die fähig sind, aber nicht so funktionieren, wie es sich die Wirtschaft vorstellt, eine Chance zu geben“, sagt Reiners.