Von Mittelalter und Sauerkraut
Zum Kappesfest kamen Besucher aus dem ganzen Umland. Ritter sorgten für viel Spaß.
Mönchengladbach. Lautstark schallt es über den Marktplatz, wenn Schwerter auf Schwerter, Eisen auf Holz oder die Schilder aufeinandertreffen. Auch das angestrengte Stöhnen der Ritter ist zu hören.
Der Herr von Jülich und der Herzog von Brabant haben ihre Visiere heruntergeklappt: "Eine wahre Tortur" sei es, bei dieser Sonnenhitze in der fast 45 Kilo schweren Rüstung zu kämpfen, sagt der mittelalterliche Herold in Strumpfhosen, Wams und mit Federhut auf dem Kopf, der zu dem Schaukampf aufgerufen hat.
Zu dem aus Metallschlaufen gefertigten Kettenhemd der Rittersleute gehören außerdem Panzer für Brust, Arme und Beine. Trotz Schutz geht der Herzog von Brabant schließlich vom Schwert getroffen zu Boden. Der Medicus eilt herbei, stellt zuerst den "Exodus" fest. "Er lebt doch noch" kann der wenig fürsorgliche, mittelalterliche Arzt dann beruhigt abwinken.
"Wir können jetzt weitergehen, die kämpfen nicht mehr", sagt derweil ein Vater zu seinem Dreikäsehoch, der mit guter Sicht aufs Geschehen auf Papas Schultern thront. Wir sind zurück in der Gegenwart und stehen bei schönstem Wetter auf dem Marktplatz in Rheindahlen. Traditionell wird hier im April das Kappesfest gefeiert, das der Verein "Zukunft Rheindahlen" organisiert.
Schon zur Eröffnung am Samstagnachmittag drängeln sich die Besucher zwischen den Ständen der Handwerker, Händler und Vereine auf dem Mühlentorplatz, vor der Pfarrkirche und auf dem Helenaplatz. Mit bis zu 50.000 Besuchern rechneten die Veranstalter. Zahlreiche Varianten verschiedener Weißkohlgerichte erwarten die Gäste, die aus dem gesamten Umland nach Rheindahlen gekommen sind.
Für Pranger, Trommelklänge, mittelalterliches Outfit und altertümliche Sprache sorgt der Rheindahlener Verein "Habitare 1288", der wie jedes Jahr das Mittelalter zum Kappesfest rund um die Kirche St. Helena holt. "Tretet näher, Volk von Rheindahlen. Euch erwartet ein großes Spektakel", werden die Besucher begrüßt.
Wer will, kann außerdem auf dem mittelalterlichen Markt ganz in die gar nicht so düstere Vergangenheit eintauchen. "In welches Haus läuft die Maus" heißt ein Spiel, um das sich zahlreiche Kinder scharen. Jedes setzt seinen Stein auf ein Häuschen. Gewinner ist dasjenige, in dessen Haus das Mäuschen Elvira hineintrippelt.
"Man müsste ihr Käse hinlegen", schlägt ein Junge vorwitzig vor. "Zieh’ deine Strümpfe aus, das reicht", ist die deftige Antwort des Spielleiters. "Herbei, herbei, ein Puppentheater wird aufgeführt", werden die Kinder weitergelockt. Parzival, sein Schlachtross, ein Lindwurm und ein Burgfräulein ziehen hier die kleinen Kappesfest-Besucher in den Bann.