Wahlkreis Nordwest: Die weiteren Kandidaten

<h2>Boris Wolkowski, Die GrünenFraktionssitzung bei den Gladbacher Grünen: In der Runde sitzt Boris Wolkowski im Anzug. „Du bist ja nett, auch wenn du so ganz anders aussiehst als wir“, sagt ein grünes Urgestein zu dem promovierten Rechtsanwalt.

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Diese Szene, dieses Zitat, passt zu Wolkowski und seiner Rolle bei den Grünen. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass er in einer besseren Wohngegend in Windberg wohnt, wird schnell assoziiert: Boris Wolkowski ist der typische bürgerliche Grüne, einer, der eher die Kontakte zur CDU pflegt, als sich in der linken Hausbesetzerszene zu tummeln oder sich in der Fundi-Ecke als Erbsen-Öko zu profilieren.

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Und wie immer bei solchen Klischees: Sie sind nicht ganz richtig und nicht ganz falsch. Wolkowski (41), verheiratet, zwei Kinder, ist jemand, der seine Rolle im politischen Umfeld der Grünen, sorgsam austariert. In Gladbach gilt er als Kronprinz für den jetzigen Fraktionsvorsitzenden Karl Sasserath, den er spätestens nach der Kommunalwahl 2020 beerben soll. Schon jetzt meldet sich der Ratsherr Wolkowski in politischen Sitzungen verstärkt zu Wort, trägt rhetorisch geschickt und in der Argumentation fundiert Positionen seiner Partei vor. Dabei zeigt er immer Stil: Nach außen würde er „seinem“ Fraktionschef nie die Schau stehlen, und eine Palastrevolution gegen diesen würde er auch nicht anzetteln. Es ist schade, dass die Landesgrünen Wolkowski nicht auf ihre Liste gesetzt haben, denn er wäre eine Bereicherung für den Landtag. Das Gute daran: Er bleibt Gladbach als Lokalpolitiker erhalten.

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Da baut ein Ehepaar ein erfolgreiches Unternehmen auf und beschäftigt 16 Mitarbeiter: Und dann kommt, ganz unverhofft, ein Anruf des FDP-Fraktionschefs im NRW-Landtag. „Willst du nachrücken? Ich würde mich freuen, wenn du es tust“, fragte Christian Lindner. Sein Gesprächspartner Andreas Terhaag hielt Krisenrat mit Frau, Familie, Mitarbeitern — und sagte zu. Das war Ende 2015, als aus dem Versorgungsingenieur ein Landtagsabgeordneter wurde. Bei der Landtagswahl 2012 stand er auf dem 24. Platz auf der Liste, am Ende zog noch der 22. Jetzt ist Terhaag fünf Positionen vorgerückt: Wenn die Prognosen für ein FDP-Ergebnis um die acht Prozent Wirklichkeit werden, reicht das für den 49-Jährigen.

Die Situation ist aber heute eine andere. Das Unternehmen ist verkauft, Andreas Terhaag setzt ganz auf die Karte Politik. Und auf die FDP. Damit kehrt er zu seinen Anfängen zurück: Denn Terhaag war schon politisch für die Liberalen tätig, als es den Ingenieur Terhaag noch gar nicht gab. Das war in den 1990er Jahren: Damals leitete der zweifache Familienvater das Büro eines FDP-Landtagsabgeordneten. Das hat ihm so viel Spaß gemacht, dass er mit einer Zukunft in der Politik liebäugelte. Doch dann kam das einschneidende Erlebnis nach der Landtagswahl 1995: Die FDP scheiterte an der Fünf-Prozent-Klausel, schaffte nicht den Sprung in den Landtag — und Terhaag war den Traumjob los. Das hat ihn geerdet und ihm deutlich gemacht, dass er sich von der politischen Ungewissheit lossagen musste. Terhaag hat dies geschafft und greift jetzt wieder neu an. Allerdings sind die Voraussetzungen inzwischen viel besser.

Sie hat sich in Positur gestellt, die Hände selbstsicher vor der Brust verschränkt: Ich packe an, kümmere mich um die Interessen der Wähler, symbolisiert diese Geste. So zeigt sich Rohat Yildirim auf den Wahlplakaten der Linken. Seit 2014 sitzt die 43-Jährige, in Sarikamis (Türkei) geborene Deutsch-Kurdin im Rat der Stadt. Da gibt sie sich interessiert, ordnet sich aber streng der Fraktionsdisziplin unter: Redebeiträge kommen von ihr nicht. Das verwundert. Denn Rohat Yildirim hat durchaus etwas zu sagen und vertritt klare Positionen. Sie hat Arzthelferin gelernt und ist seit 2008 selbstständige Geschäftsführerin einer GmbH, die sich auf Vertrieb und Marketing spezialisiert hat. Yildirim ist verheiratet und hat drei Kinder. Ende 2011 trat sie der Partei Die Linke bei. So weit die Fakten zur ihrer Position.

Wer sie befragt, warum sie den Linken beigetreten ist, hört das, was die Partei in Wahlprogramme schreibt: Dass sie die einzige Friedenspartei sei, die sich gegen Kriegseinsätze ausspreche und für soziale Strukturen einsetze. Oder dass die Politiker der jetzigen Landesregierung nicht im Interesse der Mehrheit handelten, sondern „die wirtschaftlichen Privatinteressen weniger Superreicher, Banken und Konzerne“ vertreten würden. Damit ordnet sie sich dem linken Flügel von Sarah Wagenknecht und weniger den Realpolitikern um Dietmar Bartsch zu. Mit acht Prozent rechnet sie für ihre Partei bei der Landtagswahl. Sie würde eine Koalition von Rot-Rot-Grün befürworten. Sie selbst wäre nicht dabei: Das Direktmandat holt sie nicht, und auf der Liste ihrer Partei findet sich ihr Name nicht. web-