Was für ein Schlauch!
Zwei Erfinder aus Gladbach haben einen Fahrradschlauch entwickelt, der sich sehr schnell wechseln lässt.
Mönchengladbach. Welcher Radfahrer hasst diese Situation nicht: Das Rad hat einen Platten, und nun muss mühselig alles demontiert werden, um den kaputten Schlauch zu wechseln. Das kostet den Ungeübten locker eine halbe Stunde, viel Schweiß und jede Menge Nerven.
Die Lösung des Problems kommt jetzt aus Mönchengladbach und ist verblüffend einfach: ein Schlauch mit zwei Enden, der gewechselt werden kann, ohne das Hinter- oder Vorderrad abzubauen.
Die geniale Idee wurde in einer Garage geboren. „Ich musste den Schlauch wechseln, und das ist bei einem Hollandrad besonders ärgerlich. Vor allem wenn man es hinterher nicht mehr richtig zusammenkriegt“, erzählt Gabriel Petrovan.
Gemeinsam mit Freund Adi Jetten beginnt er mit einem zerschnittenen Schlauch zu experimentieren. „Es hat gleich funktioniert“, sagt er. Die beiden sind von der Idee begeistert einen offenen Schlauch mit zwei Enden herzustellen, der einfach eingesetzt werden kann, wenn der Fahrradmantel auf einer Seite gelöst wird.
Aber so einfach die Idee scheint — es vergehen neun Jahre, bis das Produkt im Juni dieses Jahres auf den Markt kommt. Petrovan und Jetten, zu denen bald Dana Fischer für die kaufmännischen Fragen stößt, finden keine Partner. Die großen Reifenhersteller lassen sie abblitzen.
Doch sie bleiben dran, melden Patente an und nehmen die damit verbundenen hohen Kosten in Kauf. Sie müssen sich mit Betrügern und Maklern auseinandersetzen. Schließlich finden sie einen Partner in Tschechien, der ihr innovatives Produkt produziert: den GAADI Bicycle Tube (GAADI nach den Vornamen der beiden Tüftler Gabriel Petrovan und Adi Jetten).
Auf der Eurobike, der internationalen Fachmesse in Friedrichshafen, erhalten sie den Ritterschlag für ihre Ausdauer: Sie bekommen das Gütesiegel „Eurobike Award 2013“, das für besondere Innovations- und Designleistungen verliehen wird.
Jetzt werden auch die großen Hersteller aufmerksam. Einer von ihnen war vor Jahrzehnten mit einem offenen Schlauch gescheitert. „Da musste man flache Enden übereinander schieben, das war ein Gewurstel“, erklärt Petrovan, von Haus aus Maschinenbauingenieur.
„Bei unserem Schlauch stoßen zwei runde Enden aneinander. Der gleichmäßige Druck presst sie zusammen.“ Dadurch gebe es keinen Komfortverlust, meint der Erfinder.
Viele Endverbraucher schließen sich dieser Meinung an. „Was für ein Schlauch.“ „Die beste Erfindung der letzten Jahre“, jubeln einige Radfahrer. Besonders bei den fahrradbegeisterten Nachbarn in den Niederlanden sind die Verkaufszahlen bereits in die Höhe geschossen. Auch in Deutschland ist laut Petrovan die Nachfrage groß — der Großhandel tue sich jedoch noch etwas schwer mit dem Ordern.