Wasser soll das Bild am Abteiberg prägen

Der nun vorgestellte Rahmenplan beantwortet die Frage, wie die obere Hindenburgstraße in Zukunft aussehen soll. Eine Rolle spielt kleinteiliger Handel.

Baudezernent Gregor Bonin wählt drastische Worte. Die Innenstadt werde mittelfristig „sterben“, wenn es nicht gelinge, sie attraktiv umzugestalten. Dazu dienen soll der Rahmenplan Abteiberg. In der Bezirksvertretung Nord hat Bonin das umfangreiche Planwerk nun im Brustton der Überzeugung der Politik vorgestellt. Insbesondere zweierlei wurde dabei deutlich: Die Verwaltung hat endlich eine Antwort auf die seit Jahren offene Frage, wie es mit der Oberstadt weitergehen soll, formuliert. Und neben dem Fokus auf der Qualität von Grünzügen soll insbesondere Wasser eine wichtige Rolle im künftigen Stadtbild spielen.

Der Rahmenplan sieht vor, die Hindenburgstraße im oberen Bereich künftig schmaler zu gestalten. Dies sei auch Thema bei einem Architektenworkshop im vergangenen Herbst gewesen. Man sehe eine „Zweiteilung der Hindenburgstraße“ vor: im oberen Bereich durchaus noch Handel, aber „kleinteiliger, inhabergeführt, experimenteller“. Ketten und publikumsintensive Anbieter würden sich zwischen Minto und Hauptbahnhof konzentriert.

Der Erfolg von Alberto, so Bonin, habe gezeigt, dass Handel dort oben weiter erfolgreich sein könne. „Das hat bereits weitere Nachfragen generiert“, sagt er. Über die EWMG, die mehrere Gebäude aufgekauft hat, könne man Mieten zu einem gewissen Grad steuern. Damit formuliert die Stadt eine klare Ansage an die Einzelhändler im Umfeld von oberer Hindenburg-, Wall- und Krichelstraße, die sich immer wieder beklagt hatten, dass man nicht wisse, wie es dort künftig weitergehen soll. Aus Sicht der Planer, so Bonin weiter, habe sich die im Pilotzustand befindliche Buslösung (Busverkehr auf der Hindenburgstraße nur noch bergauf) bewährt und solle dauerhaft eingerichtet werden.

Das „blaue Band“, die stärkere Betonung von Wasser im Stadtbild zwischen dem noch zu schaffenden See in der City Ost (den Bonin neuerdings als „Ostsee“ bezeichnet) und dem Geroweiher, soll Identität stiften. „Es wird nicht überall gelingen, den Gladbach wieder auszugraben. Aber wir wollen das Thema Wasser und Gewässer, in unterschiedlichen Ausprägungen, stärker spielen“, sagt Bonin.

So sieht der Rahmenplan Abteiberg etwa vor, auf der Lüpertzender Straße offene und halboffene Wasserläufe, unterbrochen durch Kleinbrückenbauwerke für den Fuß- und Radverkehr, zu etablieren. Die Zugänglichkeit zum Wasser soll ganz bewusst an einigen Stellen durch Sitzmöglichkeiten und Stufen gewährleistet werden, so dass Freiräume zum Verweilen entstehen. Eine weitere Idee ist, eine Art Wassertreppe auf der dann verengten Hindenburgstraße zwischen ehemaliger Stadtmauer und Minto.

Zentralstes Gewässer in den Planungen ist aber der Geroweiher, der — wieder auf seine ursprünglichen Dimensionen ausgeweitet — den heutigen Parkplatz mit einschlösse. Dazu hat der Bauausschuss im vergangenen Jahr bei einer Exkursion nach s’Hertogenbosch bereits Erkundigungen eingeholt. Bonin warb dafür, am Ufer dieses Sees temporären „Strandnutzungen“ wie früher auf der Bleichwiese Möglichkeiten zu eröffnen. Ausdruck des neuen städtischen Selbstbewusstseins: Sollte unter einem solchen See tatsächlich — wie in s’Hertogenbosch — eine Tiefgarage gebaut werden, „sollten wir dies als Konzern Stadt selbst realisieren und sie später auch bewirtschaften“. Die EWMG sei dazu in der Lage.

Die Stadtplaner wollen den Rahmenplan Abteiberg als städtebauliche Leitlinie für die nächsten Jahre verstanden wissen. Dies heiße aber nicht, dass damit automatisch und sofort der Startschuss für etwaige Abrisse verbunden sei — wie man es etwa für das Arbeitslosenzentrum oder die Anton-Heinen-Schule aus dem Plan herauslesen könnte, wenn man nur wollte. „Wir wollten nur ohne Denkverbote vorgehen und zeigen, was machbar ist“, sagt Bonin.