Wegberger Klinik-Skandal wird neu aufgerollt
Mönchengladbach (dpa). Das Verfahren gegen den früheren Klinikchef von Wegberg ist am Donnerstag vor dem Landgericht Mönchengladbach in eine zweite Runde gegangen.
Bereits vor drei Wochen war der Ex-Chefarzt Arnold Pier wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer 15-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Wegen der Erkrankung eines Schöffen musste der Prozess daraufhin abgebrochen werden und startete jetzt mit neuen Schöffen und weiteren Ersatzrichtern.
Wie schon im ersten Verfahren stellten die Verteidiger nach Angaben eines Gerichtssprechers zum Auftakt erneut Befangenheitsanträge gegen die Schöffen und den Vorsitzenden Richter. Diese wurden vom Gericht aber zurückgestellt.
Neben dem 53-jährigen Pier sind drei weitere Klinikärzte wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. In dem neuen Prozess geht es unter anderem wieder um die Behandlung der Wundinfektion einer Patientin mit frischem Zitronensaft. Vor Gericht sagte Pier nach Angaben des Gerichtssprechers, er habe die 75-jährige Patientin zuvor über die Verwendung von Zitronensaft aufgeklärt. Zwei Krankenschwestern, die bei dem Gespräch dabei gewesen seien, sollen in der nächsten Sitzung als Zeugen aussagen.
Die Patientin war zwei Monate nach der Einlieferung in die Klinik an einem Leber- und Nierenversagen gestorben. Dabei kann der Anklage zufolge nicht ausgeschlossen werden, dass ihr Tod wegen der Vorerkrankungen auch bei einer insgesamt fachgerechten Behandlung eingetreten wäre.
Pier war Mitte Januar wegen der heimlichen Behandlung einer frisch operierten Patientin mit nicht-sterilem Zitronensaft verurteilt worden. Die über 80-jährige Patientin war nach der Bauchoperation in der Wegberger Klinik an einer Infektion der Wunde gestorben. Gegen das Urteil hat die Verteidigung Revision eingelegt.
Pier hatte die wirtschaftlich angeschlagene kleine Klinik inWegberg bei Mönchengladbach zum 1. Januar 2006 übernommen. DerHauptangeklagte war Klinik-Besitzer, Chefarzt und ärztlicher Direktorin einer Person.