Weihnachtsmarkt etwas anders

Tausende Besucher kommen in die Maschinenhalle des Monforts-Quartiers zu „Claus“ — ein Markt mit besonderem Konzept.

Mönchengladbach. Eine Tasche aus weggeworfenen Fahrradschläuchen, inklusive rot-schwarzem Flicken. Eine Obstschale, gepresst aus einer alten Schallplatte.

Eine Hängelampe, konstruiert aus einem abgewetzten Fußball. Das gibt es nicht? Doch, das gibt es am Wochenende alles in der Maschinenhalle des Monforts-Quartiers. „Upcycling“ — also Wiederaufbereitung — ist das Stichwort bei „Claus — ein Markt der schönen Dinge“ in Mönchengladbach.

Rund 100 Künstler und Kreative sind gekommen, um den Besuchern zu zeigen, dass es auch noch andere, kreative Weihnachtsgeschenke abseits von Socken, Krawatten und der obligatorischen Flasche Rotwein gibt. „Wir versuchen, mit unserem Markt eine Lücke zu schließen für ein Publikum, das etwas anderes will“, sagt Organisatorin Myriam Topel. Und dem Publikum scheint es zu gefallen.

Immer 500 Besucher werden in die Halle gelassen, die Schlange vor dem Eingang staut sich am Samstagnachmittag zur besten Bundesliga-Zeit bis zum Tor des Geländes. „Das Schöne ist, dass die Besucher trotzdem geduldig warten“, sagt Topel.

Was macht den „Claus“-Markt zu etwas Besonderem und so beliebt? „In Mönchengladbach gibt es so etwas nicht in dieser Form“, sagt Nicole Schlürensauer, die zweite Organisatorin. „Und es ist die Liebe, die drin steckt“, ergänzt Topel.

Die Aussteller sind handverlesen, Ramsch und Trödel sucht der Gast hier vergebens. Statt den zu Tode gespielten Weihnachtsliedern wie „Last Christmas“ legt ein DJ die Hip-Hop-Klassiker der 90er-Jahre auf, Freundeskreis oder die Fantastischen Vier. Das Publikum ist dementsprechend: jung, lässig und etwas alternativ. Dreadlocks statt Nikolausmütze, eine auf „normalen“ Weihnachtsmärkten nicht unübliche Kopfbedeckung.

„Positiv finde ich, dass es hier nicht so voll ist, und man sich in Ruhe originelle Geschenke holen kann“, sagt eine Besucherin, die sich gerade eine handgemachte Lederhülle für ihr iPhone beim Stand von Jan Schmidt gekauft hat.

Dessen Frau Magdalene betreibt in Düsseldorf das Geschäft „Zaunkönig Lederhandwerk“. In der Sattlerei und Feintäschnerei entstehen Handtaschen, Geldbeutel, Gürtel und andere Accessoires, auf Wunsch auch mit individueller Bedruckung.

Der „Zaunkönig“ ist auf vielen Märkten in der Region vertreten. „Der ’Claus’-Markt ist im Vergleich der Schönste. Die Organisation ist grandios, weil die Veranstalter sich wirklich gut kümmern“, sagt Schmidt. Vor allem die Standmiete sei sehr fair, da er bei anderen Märkten schon das Vierfache gezahlt habe.

Dann muss er weiter verkaufen. Denn der Andrang ist nicht nur vor dem Eingang groß, gekauft wird an allen Ständen reichlich. Und wenn es eine Schürze für eine Pril-Flasche oder eine Hülle für ein Pixi-Buch ist.