Geisterfahrt in die Gespensterstadt Hauptquartier

Zum letzten Mal fuhr der Bus der Linie 023 durchs JHQ — mit nur zwei Passagieren.

Mönchengladbach. Es ist 16.40 Uhr, da rollt er an, der letzte Bus der Linie 023 am Markt in Hardt. Groß zeigt der Fahrtzielanzeiger das Wort „Hauptquartier“ an. Zwei Personen steigen ein — die einzigen Fahrgäste.

Dann fährt er los, der Bus der NEW mit der Nummer 1201, Baujahr 2012. Am Steuer Bernd Waldhausen, seit 25 Jahren Busfahrer bei der Gladbacher Möbus. Die nächsten Haltestellen passiert der Bus ohne einsteigende Fahrgäste. Niemand möchte mehr in die inzwischen leer gefegte „Geisterstadt Hauptquartier“.

Nach nur wenigen Minuten kommt der Bus am Kontrollpunkt Checkpoint zur Einfahrt ins IHQ an. Eine Soldatin kontrolliert die Personalausweise und ist verwundert, dass noch ein Bus kommt, dabei ist es eine Planfahrt. Die Weiterfahrt wird kurz unterbrochen. Dann kommt ein Begleitfahrzeug mit Sicherheitskräften. Dieses fährt mit Abstand hinter dem Bus. Die Männer lassen das fremde Fahrzeug nicht aus den Augen.

Alles ist ausgestorben. Vorbei geht es an Hunderten Häusern, Verwaltungsgebäuden, der Feuerwehr, dem Elektrizitätswerk — da brennt noch Licht, bevor der Bus seine Endhaltestelle „HQ Waterworks“ erreicht. Das Securityfahrzeug mit Kennzeichen CE (Celle) — das im Halbdunkel zu erkennen ist — folgt. Zwei Minuten Planaufenthalt.

Fahrer Bernd Waldhausen stellt den Fahrtzielanzeiger um: Hauptbahnhof. Um 16.55 Uhr, inzwischen ist es fast dunkel, geht es ein letztes Mal vorbei an Schwimmbad, Kirche und Geschäften. Nichts regt sich — auch nicht an den Haltestellen. Den Checkpoint passiert der Bus ohne Halt.

Doch schon 200 Meter weiter ist eine Viersener Firma dabei, den Haupt-Zufahrtsweg auch weitgehend „dicht zu machen“. Die Fahrtroute geht weiter Richtung Hardt-Markt.

Aus der Stille in den Vorweihnachtstrubel einer Großstadt. Das etwa 420 Hektar große JHQ liegt verlassen da, dort wo rund 60 Jahre lang bis zu 15 000 britische Soldaten, meist mit ihren Familien, lebten. In einer voll funktionierenden Stadt. Noch im Sommer gab es ein großes Fest, ein Abschied mit Musikparade, Einholung der Fahnen und tollem Feuerwerk. Jetzt ist Stille eingekehrt.