Weniger Schwarzfahrer im Bus
Der Grund: Das Risiko, erwischt zu werden, ist gestiegen. Der Schaden ist aber immer noch hoch.
Mönchengladbach. 750 000 Euro Schaden entsteht den NEW jährlich durch Schwarzfahrer. Die Summe setzt sich zusammen aus den entgangenen Einnahmen und den Kosten für die Fahrscheinprüfung.
„Wir haben eine Quote von 1,2 Prozent“, sagt Stephan Minten, Abteilungsleiter für Verkehrsmarketing. Das ist die beste Zahl seit Jahren. Der Grund: Die Hemmschwelle ist deutlich gestiegen.
Vor Einführung des kontrollierten Einstiegssystems im Jahr 2010 gingen den Kontrolleuren 1,6 Prozent Schwarzfahrer ins Netz. Seit zwei Jahren müssen die Fahrgäste aber vorne einsteigen und am Fahrer vorbei. Abonnenten halten ihre Chipkarte unter ein Lesegerät. Ist sie gültig, können sie nach einem leisen „Piep“ weiter, andernfalls informiert ein lautes Signal den Fahrer und alle anderen Fahrgäste.
„Das ist eine hohe Hemmschwelle. 99,8 Prozent aller eingesetzten Abo-Karten sind auch wirklich gültig“, sagt Minten. Inhaber von Monatskarten zeigen sie und Gelegenheitsfahrer kaufen ihren Fahrschein vorne beim Fahrer.
Letzteres ist dem Unternehmen allerdings nicht so lieb. „Unsere Leistung ist die Beförderung, nicht das Kassieren“ Stephan Minten, Abteilungsleiter Verkehrsmarketing bei der NEW. Weil das bei hohem Fahrgastaufkommen zu Verspätungen führen kann, möchte die NEW, dass die Tickets nicht beim Fahrer gekauft werden, sondern in einer der 50 Vorverkaufsstellen oder den beiden großen Kundencentern in Mönchengladbach und in Rheydt. „Dort kann sich der Kunde auch beraten lassen und muss sich nicht selbst mit der Tariflogik auseinandersetzen“, sagt Minten.
Ein weiterer Anreiz, die Fahrscheine dort zu kaufen: Man bekommt hier Abonnements oder Mehrfachfahrscheine. Damit sparen diejenigen Geld, die regelmäßig fahren oder langfristiger planen.
Systeme wie in der Londoner oder Pariser U-Bahn hingegen sind für Gladbach noch Zukunftsmusik. Dort wird beim Betreten und Verlassen der Bahnhöfe die Fahrkarte eingelesen und aus den übermittelten Daten eine Rechnung ermittelt, die an den Karteninhaber geschickt wird.
„Das ist benutzerfreundlich, aber technisch bislang nur in geschlossenen Systemen realisierbar, wo man ohne Karte gar nicht auf den Bahnsteig kommt“, sagt Minten. „Diese Check-In-Check-Out-Systeme laufen für Busbetriebe mit viel Fläche, wie b ei der NEW, erst im Modellversuch.“
In der Zukunft werden mit so einem simplen Abrechnungssystem noch mehr Gladbacher für den öffentlichen Personennahverkehr zu begeistern sein, der in Zeiten steigender Spritpreise und Staus attraktiver wird.
Zunächst versucht man, die Versorgung der Außenbezirke mit Ringsystemen und Schnellbussen zu verbessern. „Von Niederkrüchten bis zum Gladbacher Bahnhof braucht der Bus nur eine halbe Stunde — und hält nur fünf- bis sechsmal“, sagt Minten.