Wie Hündin Milly hilft, Menschen zu heilen

Jenny Bettin setzt auf ihrem Hof die dreijährige Hündin als Therapiehund ein.

Foto: Jörg Knappe

Gespannt guckt Milly auf die Tasche, die Hundetrainerin Rita Huber in den Händen hält. Sobald die junge Hundedame mit der Nase an eine bestimmte Stelle stupst, wird sie belohnt. Die dreijährige Golden-Doodle-Hündin soll lernen, die Tasche zu tragen. Übungen wie diese können beispielsweise gut in die Arbeit mit Kindern eingebaut werden. Für Jenny Bettin ist Milly eine unverzichtbare Hilfe. „Manchmal bringt der Hund in einer Therapiesitzung aus dem Menschen etwas hervor, für das ich ohne tierischen Partner vielleicht zehn Stunden gebraucht hätte“, erläutert Sozialpädagogin Bettin die Talente ihres Therapiebegleithundes.

Jenny Bettin, Sozialpädagogin

Allerdings ist Milly nicht die einzige tierische Verstärkung, die Bettin sich während ihrer Arbeit zunutze machen kann. Neben Hühnern, Laufenten, Bienen und Kaninchen bevölkern auch mehrere Lamas das Gelände hinter ihrem Haus in Korschenbroich-Herrenshoff. Kasimir, Cleo, Melina und Minou heißen die Tiere, die Bettin ebenfalls zu Therapiezwecken einsetzt, da sie so anders auf Menschen reagieren als die Hündin. „Während Milly auf alles zugeht, sind die Lamas zurückhaltender“, erklärt Bettin. Diese Eigenschaft nutzt sie bewusst für die Therapie. „Manchmal setzen wir uns mit einer Picknickdecke auf die Weide. Es ist ein ganz anderes Arbeiten als in den Räumen.“

Mit Milly bildet Bettin eins von insgesamt 100 Teams, die in den vergangenen sechs Jahren ausgebildet wurden. Erworben werden kann diese Qualifikation über die Familienbildungsstätte. Geleitet wird der Kurs von Katrin Meyer und Rita Huber von der „Therdog“ Akademie. Meyer arbeitet als diplomierte Sozialarbeiterin mit ihren Hunden Flynn und Juli in einem Autismuszentrum, Huber betreibt die Hundeschule „Doglove“ und arbeitet mit ihren Pudeldamen Linda und Maxi mit Menschen mit psychischen Behinderungen.

Grundsätzlich geeignet für die Ausbildung als Therapiebegleithund ist jeder Hund, betont Katrin Meyer. „Von einem italienischen Windhund bis zur Bordeauxdogge war schon alles dabei“, sagt Rita Huber.

Einige Kriterien seien jedoch zu beachten, etwa dass der Vierbeiner zu 100 Prozent aggressionsfrei ist und offen auf alles zuginge. Darüber hinaus müsse der Hund mindestens 18 Monate alt sein, wenn er gemeinsam mit seinem Menschen die Prüfung ablegt. „Wir versuchen, die Stärken des Hundes herauszuarbeiten“, erklärt Meyer ihre Trainingsphilosophie. Gearbeitet werde mit positiver Verstärkung wie dem sogenannten Clickertraining.