Zahl genehmigter Bauten bricht ein
Trotz weiterhin großer Nachfrage nach Wohnbebauung gingen im ersten Halbjahr 2017 die Baugenehmigungen stark zurück.
Wachstum, mehr Wohnungen, mehr Menschen — diesem Dreiklang wird unter dem Marketing-Namen „mg+“ alles in Mönchengladbach untergeordnet. Dazu passen die vielen Pläne für Neubauten in der Stadt — vom Reme-Gelände in Lürrip über die City-Ost bis hin zum Maria-Hilf-Areal nahe der Innenstadt. Insofern überrascht aber umso mehr, dass die Zahlen für Baugenehmigungen in der Stadt im ersten Halbjahr 2017 deutlich eingebrochen sind. Wie das Statistische Landesamt IT NRW mitteilte, wurden bis Ende Juni insgesamt 93 Bauprojekte für die Errichtung neuer Wohnungen in der Stadt genehmigt. Im Vorjahr waren es noch 140 Genehmigungen gewesen. Insgesamt erteilte die Stadt die Erlaubnis zum Bau von 72 Einfamilienhäusern (erstes Halbjahr 2016: 101), sieben Zweifamilienhäusern (2015: 15) und 14 Mehrfamilienhäusern einschließlich Wohnheimen (2015: 24). Insgesamt sollen so 257 neue Wohnungen entstehen, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 20,4 Prozent entspricht.
Im vergangenen Jahr war noch ein regelrechter Boom bei den Baugenehmigungen ausgebrochen. Der ist schnell wieder abgeebbt — was allerdings zu einem gewissen Teil auch ein bundesweites Phänomen ist. Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsbauunternehmen erklärte, die Spitze im vergangenen Jahr hätte auch an einer Verschärfung der Energie-Einsparungsverordnung gelegen. Viele Unternehmen hätten deshalb Bauprojekte vorgezogen, um noch die alten Regelungen zu nutzen — insofern wäre ein gewisser Einbruch zu erklären. Allerdings fällt auch auf, dass der Einbruch in Mönchengladbach mit einem Rückgang von etwa 33 Prozent deutlicher ist als im Landesdurchschnitt (minus 14,9 Prozent). In Düsseldorf etwa, wo Immobilienpreise und Mieten in den vergangenen Jahren stark angezogen haben, stieg die Zahl der Genehmigungen um 20 Prozent — ausgerechnet aus der Landeshauptstadt will Gladbach Familien und Gutverdiener anlocken.
„Der Rückgang der Genehmigungen verwundert ein bisschen, denn die Nachfrage am Markt ist nach wie vor sehr groß“, sagt Immobilienberater Frank Mund. „Die Zinsen sind unverändert niedrig, viele Menschen wollen immer noch bauen.“
Bei der Stadtsparkasse hieß es zu den neuen Zahlen vom Land: „Durch die anhaltende Niedrigzinsphase bleibt die Anlage in Immobilien weiter sehr interessant, auch die Rahmenbedingungen für Investoren sind gut. Leider kann die Nachfrage nicht komplett bedient werden, da für den Neubau geeignete Baugrundstücke fehlen.“ Die Sparkasse führt das auch darauf zurück, dass Eigentümer von Bauland derzeit lieber nicht verkaufen, sondern auf weiter steigende Preise setzen.
Dass in Mönchengladbach Wohnungen fehlen, ist unbestritten. Wie drastisch die Wohnungsknappheit ist, darüber sind sich Experten uneins. Im letzten Bericht der Verwaltung zum Stand beim Wohnungsbau im März an die Ratsmitglieder hieß es: Kurzfristig, also innerhalb der nächsten beiden Jahre, könnten im Stadtgebiet insgesamt rund 2200 Wohneinheiten geschaffen werden für etwa 4400 Einwohner. Aktuelle Wohnungsbauprojekte laufen vor allem innenstadtnah.