Zahntechniker: Traumberuf statt Notlösung

Zahntechniker Jan van der Beek ist Jahresbester. Dabei wollte er nach dem Abi lieber studieren.

Mönchengladbach. Zahntechniker werden, das war eigentlich gar nicht Jan van der Beeks Ziel. „Nach der Abizeit hatte ich keine richtige Vorstellung, was ich werden will“, erzählt er. „Ich habe über Zahnmedizin nachgedacht, aber dafür war ich im Abi ein bisschen zu faul.“ Mit einem Notendurchschnitt von 3,3 hätte der Rheydter lange auf einen Studienplatz warten müssen. „Es musste eine schnelle Entscheidung her“, meint er — und die fiel auf den Beruf des Zahntechnikers, den auch sein Vater ausübt.

Inzwischen weiß van der Beek, dass seine Entscheidung richtig war — und nicht nur eine Notlösung, wie er nach dem Abitur dachte. Im letzten Jahr hat der 32-Jährige seinen Meister gemacht, am 21. April wird er als Jahresbestmeister 2012 von der Handwerkskammer Düsseldorf ausgezeichnet.

„Eigentlich war der Weg für mich nur als Überbrückung gedacht“, erinnert sich van der Beek. Doch dann habe ihn bei seinem Ausbilder in Kempen der Ehrgeiz gepackt.

„Ich bin schon perfektionistisch veranlagt“, meint der 32-Jährige. Das komme ihm als Zahntechniker zugute: „Da baue ich wie ein Bildhauer Zähne nach.“ Das sei vor allem zu Beginn der Ausbildung eine Herausforderung gewesen. „Am Anfang sieht das nur doof aus. Da habe ich mich schon reingekniet, um besser zu werden.“ Schließlich solle der Zahn möglichst natürlich aussehen, sowohl von der Form als auch von der Farbe her.

Dreieinhalb Jahre hat die Ausbildung zum Zahntechniker gedauert. Danach hat sich van der Beek zwar noch fürs Zahnmedizin-Studium eingeschrieben, angetreten hat er den Platz in Frankfurt aber nie. „Zahnmedizin ist mir dann doch zu blutig gewesen“, meint er. „Und den Patientenkontakt habe ich als Zahntechniker schließlich auch.“

Stattdessen hat der 32-Jährige drei Jahre in einem Mönchengladbacher Labor gearbeitet und Teile seiner Meisterprüfung abgelegt. Das war ihm aber nicht genug: „Mich hat das Fernweh gepackt.“ Für eineinhalb Jahre zog es van der Beek nach Pittsburgh in die USA. „Ich war im größten Implantat-Labor an der Ostküste“, erzählt der Zahntechniker. Den in Deutschland viel beklagten Fachkräftemangel hat er dort als viel gravierender wahrgenommen: „Eine Ausbildung wie hier gibt es in den USA nicht. Sie wird zwar schulisch angeboten, ist aber sehr teuer — dann studieren lieber gleich alle Zahnmedizin.“

Zurück in Deutschland, arbeitete van der Beek drei Jahre in Tönisvorst, bevor er beim Vater und dessen Partner im Dentallabor in Viersen einstieg. Ab nächstem Jahr ist er dort Mitgesellschafter.

„Wir profitieren voneinander. So viel Erfahrung kann man nicht ersetzen, ich bringe dafür neue Dinge wie das Modellieren am Computer mit ein“, berichtet van der Beek.

Spätestens im nächsten Jahr will sich der 32-Jährige aber auch wieder Zeit für seine Hobbys nehmen. „Vielleicht schaffe ich es ja, das erste Mal seit drei Jahren wieder windsurfen zu fahren“, hofft er. Dass er darauf freiwillig so lange verzichten würde, um Karriere als Zahntechniker zu machen, hat er nach dem Abitur wahrscheinlich selbst nicht gedacht.