Zerstörung am historischen Rathaus
In der Stadtverwaltung herrscht Entsetzen über diese „schockierende Form des Vandalismus“ — nicht der erste Fall.
Die Täter müssen brachiale Gewalt angewendet haben. In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde am Rathaus Rheydt ein Sandsteinornament am historischen Treppenaufgang herausgebrochen. „Da wurde so stark gerüttelt, dass auch ein innenliegender Dorn, der das Ornament mit der Balustrade verbindet, abbrach“, sagt der Leiter der städtischen Pressestelle, Wolfgang Speen. Eine etwa zwei Meter hohe Säule musste zuerst abgestützt werden. Mittlerweile ist sie entfernt. Sie muss nun, wie das Sandsteinornament von einem Steinmetz, der sich mit den Denkmalschutzauflagen auskennt, aufwendig repariert werden. So lange bleibt der linke Teil des Treppenaufgangs zum Rathaus vom Rheydter Markt gesperrt. Bei der Stadt hofft man, dass die Treppe Anfang kommender Woche wieder freigegeben werden kann.
Die neuerliche Zerstörung am Rheydter Rathaus ist nur die Spitze des Eisbergs. Zweimal wurde allein in diesem Jahr ins Rathaus eingebrochen. Einmal wurde dabei ein Fotoautomat gesprengt. Mehrfach wurden Fenster eingeworfen, Wände mit Essensresten beschmiert, die „Klettersteine“ am Neumarkt mit Graffiti besprüht. „Wir sind schockiert, welche Form der Vandalismus mittlerweile angenommen hat“, sagte Speen.
Der Rheydter Markt und der Neumarkt, also der Bereich zwischen Rathaus und Karstadtgebäude, zählen mittlerweile zu den neuralgischen Punkten, wie Speen bestätigte. Der Kommunale Ordnungsdienst (KOS) sei dort häufig auf Streife und greife auch oft bei Ordnungswidrigkeiten ein, wenn zum Beispiel Jugendliche ihren Müll auf den Sitzsteinen am Neumarkt zurücklassen.
Die Einbrecher und die Täter, die jetzt die Treppenanlage zerstörten, konnten die KOS-Mitarbeiter aber nicht auf frischer Tat ertappen. Auch bei der Polizei ist der Bereich ein Punkt in der Stadt, an dem es häufiger Einsätze gibt. Neben den beiden Einbrüchen ins Rheydter Rathaus wurden auch Schlägereien und Streitigkeiten, Randalierer, Ruhestörungen, Sachbeschädigungen und Drogendelikte an Neumarkt und Marktplatz aktenkundig. Im Juni wurde die Telefonzelle neben dem Rathaus aufgebrochen und zerstört.
Neben den „verdächtigen Personen“, die immer wieder in dem Bereich gemeldet werden, hält sich dort regelmäßig eine relativ große Gruppe Jugendlicher zwischen 13 und 18 Jahren auf. Zeugen und Verwaltungsmitarbeitern zufolge treffen sie sich ab 14 Uhr am Neumarkt, hören laute Musik, grölen und würden zum Teil Passanten anpöbeln. Auch vor der Haupteingangstür des Rathauses würden sich Grüppchen sammeln, wird berichtet. Dass sie auch für die Straftaten verantwortlich sind, dafür gibt es allerdings keine Beweise.