Zwei „Sprengsätze“, eine Demo
Auch Mönchengladbacher Ärzte fahren nach Berlin, um am Donnerstag gegen das Vorgehen der Krankenkassen und drohende Schieflagen von Krankenhäusern auf die Straße zu gehen.
Mönchengladbach. "Zwei Sprengsätze" gibt es bei den Kosten im Gesundheitswesen. So formuliert es Joachim Püllen in seiner Funktion als Vorsitzender des Krankenhausverbands Mittlerer Niederrhein. Diese "Sprengsätze" sind der Grund, warum nun rund 50 Ärzte aus Mönchengladbach zu einer Protestaktion nach Berlin reisen.
Sprengsatz Nummer eins ist, so der Geschäftsführer der Maria Hilf GmbH, die demographische Entwicklung. "Bei uns sind beispielsweise die Patienten im Schnitt über 65 Jahre alt." Und diese Entwicklung werde sich noch verstärken. Statistisch ist seit Jahren klar: Je älter die Menschen werden, umso häufiger sind sie krank.
Gleichzeitig geht der medizinische Fortschritt voran. Der "Sprengsatz Nummer zwei", wie ihn Püllen nennt. "Das ist mit steigenden Kosten verbunden, gerade auch in der Gerätemedizin", bilanziert er.
Die Kritik: Erhöhte Fallzahlen und durch höhere Tarifabschlüsse steigende Personal- und Sachkosten sind in der Budgetdeckelung, die seit dem Gesundheitsstrukturgesetz 1992 von den Krankenkassen praktiziert werden muss, nicht berücksichtigt. "Am Ende geht es nur noch ums Ausquetschen von Mitarbeitern und pro Patient bleibt weniger Zeit", so Püllen. Zwölf Mitarbeiter aus seinem Haus sind vom Dienst befreit und fahren auf Kosten des Hauses in die Hauptstadt.
"Der Deckel muss weg" fordern auch die Betriebsleitung und der Personalrat der Rheinischen Kliniken Mönchengladbach. Die finanzielle Lage sei ernst. Das zeige der gemeinsame Aufruf - "trotz sonst oft verschiedener Positionen". Für das nächste Jahr werden von der Betriebsleitung der Klinik in Trägerschaft des Landschaftsverbands (LVR) Mehrkosten in Höhe von rund 570 000 Euro erwartet, die "nicht finanziert" seien.
Personaleinsparungen erfolgten bereits in Bereichen, die unmittelbar an der Behandlung beteiligt sind - wie zum Beispiel im Pflege und Erziehungsdienst. Man spare schon im LVR-Verbunds durch Kooperationen der Rheinischen Kliniken. "Langfristig wird dies aber nicht ausreichen", so der Kaufmännische Direktor Udo Fechner und der Personalratsvorsitzende Manfred Neiken. Sie sind sich einig: "Wenn sich am System der Budgetdeckelung nichts ändert, steht neben den Arbeitsplätzen auch die Qualität der Behandlung der Patienten ernsthaft auf dem Spiel." 40 Mitarbeiter der Kliniken fahren nach Berlin, um ihre Kritik zu bekräftigen.
Nicht mit dabei sind Kollegen vom Bethesda, Krankenhaus Neuwerk und den Städtischen Kliniken.