Immer mehr einsame Tote

Die Zahl der Menschen, bei deren Tod kein Angehöriger zu finden ist, steigt. Immer häufiger übernimmt die Stadt die Bestattungskosten.

Mönchengladbach. Auf der Straße zusammengebrochen, im Krankenhaus oder Altenheim gestorben, von der Polizei tot in der Wohnung gefunden. Der Beginn der Geschichten, mit denen sich das Ordnungsamt auseinandersetzen muss, ist ganz unterschiedlich.

Ihr Ende das gleiche. Niemand in der Nachbarschaft oder beispielsweise im Altenheim kennt Angehörige der Verstorbenen. Niemand ist da, der sich um die Bestattung kümmert. Und so ist die Stadt gefragt.

Immer häufiger ist das in Mönchengladbach der Fall. "Die Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt", bilanziert Stadtpressesprecher Dirk Rütten. Im Vorjahr waren es rund 170 Fälle. Allein in diesem Jahr gab es schon 132 "einsame Tote", für die die Verwaltung den Bestattungsauftrag erteilt hat. Wenn die Stadt eine Bestattung in Auftrag gibt, dann sei es meist eine Feuerbestattung, so Rütten.

In 110 Fällen hat die Stadt die Bestattung bezahlt, weil selbst nach langer Suche keine Angehörigen mehr gefunden werden konnten. In 22 Fällen konnten noch Verwandte, wie es Rütten formuliert, "motiviert werden", die Kosten zu übernehmen.

Melderegister oder Stammbücher beim Sichern des Nachlasses beispielsweise geben Hinweise. Über die Kosten für die Verwaltung will man bei der Stadt "aus Pietätsgründen", wie Rütten sagt, nicht sprechen.

Fakt ist: Selbst wenn Angehörige gefunden werden, die rechtlich gesehen verpflichtet wären, für die Bestattung aufzukommen, heißt das nicht, dass sie es auch tun und können. Bei Empfängern von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) beispielsweise ist es eher unwahrscheinlich.

Als Hauptgrund für die steigende Zahl der Bestattungen "im Namen des Amtes" sehe man, so Rütten, vor allem, "dass die soziale Bindung der Menschen nicht mehr so eng ist wie noch vor Jahren". Der Familienzusammenhalt sei einfach nicht mehr da. "Da hat ein Sohn seinen Vater zum Beispiel 30 Jahre nicht gesehen."