Trützschler: Weitere 90 Stellen gestrichen

Nach dem zusätzlichen Job-Abbau würden noch 610 Mitarbeiter in der hiesigen Zentrale bleiben.

Mönchengladbach. Kurzarbeit ist bei Trützschler- an der Duvenstraße derzeit angesagt. Etwas mehr als 50 Prozent der noch rund 700 Beschäftigten in der Zentrale des weltweit tätigen Textilmaschinenbauers ist davon betroffen. Sie arbeiten nur die Hälfte oder sogar weniger ihrer normalen Arbeitszeit.

Weniger Arbeit gibt weniger Einkommen. Und das Arbeitsamt springt nur für etwa 60 bis 70 Prozent der Differenz in der Lohntüte ein. Die Atmosphäre im Unternehmen ist angespannt. In den vergangenen zwei Jahren wurden bereits 80 Arbeitsplätze eingespart. Allerdings meist, indem die Chefetage über Altersteilzeit und "natürliche Fluktuation" Jobs reduzierte.

Das ist beim am Donnerstag bekanntgegebenen Personalabbau anders. Die Geschäftsleitung kündigte an, "unverzüglich" mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan verhandeln zu wollen. Der Betriebsrat wollte sich angesichts dieser anstehenden Verhandlungen gestern "nicht äußern".

Wirksam werden soll der Stellenabbau nach Aussage eines Firmensprechers erst im kommenden Jahr. Betroffen sein werden Produktion, Entwicklung, aber auch Vertrieb und Marketing-Abteilung.

"Wir bedauern diese Entscheidung sehr. Aber diese schmerzlichen Maßnahmen sind notwendig", sagte Dirk Burger, Mitglied der Geschäftsführung zu den Plänen. "Wir sind überzeugt, in einem sich rasant ändernden Markt damit die Basis für eine weitere erfolgreiche Zukunft unseres Hauptstandorts Mönchengladbach zu schaffen."

Mit dem, was man bereits an Stellen und Arbeitsstunden reduziert habe, habe man den zurückgehenden Aufträgen "nicht hinreichend entgegensteuern können".

Die weltweite Konjunktur für die Textilmaschinenbauer sei "dramatisch eingebrochen", heißt es bei Trützschler. Aus den gleichen Gründen baut Oerlikon Schlafhorst seit 2007 und bis 2009 tausend Stellen ab.

Hohe Zinsen, Überkapazitäten und gestiegene Energiekosten belasteten die Industrie zusätzlich. Hinzu komme die Verschiebung der Textilmärkte nach Asien. Zwei Drittel aller Textilien kommt aus Asien, vor allem aus Indien und China. Die Konkurrenz durch die Maschinenbau-Industrie in diesen Billiglohnländern sei "erstarkt".

Derzeit werden noch 30 Prozent aller Textilmaschinen in Deutschland gebaut. "Es gibt nur eine Chance: die Maschinen dort zu bauen, wo sie nachgefragt werden", so eine Firmensprecher. Seit 30 Jahren geht Trützschler diesen Weg in Indien, seit 2002 auch in China.