Erste Hilfe für die Kleinsten

Die Kinderklinik hat seit einem Jahr einen Kinderchirurgen. Die WZ begleitet Walter Rommen einen Tag lang.

Mönchengladbach. Ein kleiner gelber Schlafsack hängt über dem Rand des Kinderbettchens neben der Tür des Operationssaals. Der kleine Nico, der sich sonst zwischen die fröhlich trötenden Elefanten kuschelt, atmet ruhig und regelmäßig auf dem Operationstisch, der mehr als dreimal so groß ist als er.

Ein dreiköpfiges Anästhesisten-Team lässt den zwei Monate alten Jungen und die piependen Monitore nicht aus den Augen. Die Lufttemperatur ist auf über 28 Grad aufgeheizt, damit der Säugling nicht auskühlt. Seit einer Stunde läuft die so genannte Narkoseeinleitung.

Sie und die entsprechende Narkoseausleitung, die ebenfalls etwa 60 Minuten dauert, machen den größten Teil des OP-Termins aus, der heute mit zwei weiteren chirurgischen Eingriffen bei Säuglingen und Babys auf dem Plan steht.

Auf einem drehbaren Hocker sitzt Operateur Walter Rommen. Der Kinderchirurg des "Eli" wird bei Nico einen Leistenbruch operieren. "Das wird so 16 Minuten dauern", kündigt er an und lässt sich von der OP-Schwester das erste Instrument reichen.

Seit Rommen im Juni 2007 von Krefeld ins Rheydter Krankenhaus wechselte, hat er etwa hundert Leistenbrüche operiert. "Der Leistenbruch kommt besonders häufig bei Frühchen vor", berichtet der 52-Jährige. die Frühchen kommen zur Welt, bevor sich die Leistenkanäle verschlossen haben. Es können Bauchorgane eindringen.

Nico und sein Zwillingsbruder Louis sind Frühchen, geboren in der 34. Schwangerschaftswoche. Damals war Nico 2.780 Gramm schwer und Louis 2.220. Ideal sind 2500 bis 3000 Gramm und eine Geburt in der 39. Schwangerschaftswoche.

Nach zwei Monaten sind die Zwillinge nun 4.500 beziehungsweise 4.040 Gramm schwer. Louis hat wochenlang auf der Intensivstation gekämpft, weil seine Lungen nicht genug entwickelt waren. Die größten Sorgen für Mutter Vera Kahlert (23) aus Niederkrüchten sind nun vorbei. Aber beide Söhne haben Leistenbrüche. Eigentlich hätte heute Louis operiert werden sollen. Doch der ist erkältet. Also hat nun Nico seinen Termin.

Einen OP-Termin verstreichen lassen, das kann sich Walter Rommen nicht leisten. Rommen ist bis 28. November ausgebucht.

Denn sieben operierende Ärzte verschiedener Disziplinen teilen sich im "Eli" fünf Operationssäle. Allerdings wird ein weiterer in kommenden Frühjahr fertig sein.

Es ist fast Mittag, als Rommen die dritte Operation des Tages beendet. Da liegt Nico schon wieder in den Armen seiner Mutter. Zwei Tage lang wird er noch zur Beobachtung in der Klinik bleiben. "Es ist alles gut verlaufen", berichtet Rommen der Zwillings-Mama.

Genau 16 Minuten hat die Operationen übrigens gedauert. Dass sie von einem Kinderchirurgen übernommen wurde und nicht von einem Chirurgen "für Erwachsene", ist das, was Professor Dr. Wolfgang Kölfen, Leiter der Kinderklinik, wichtig ist.

Zum Tag des Kinderkrankenhauses betonte er, dass "immer noch 20 bis 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Erwachsenenkliniken liegen". Die Botschaft an die Eltern: Wenn Kinder krank sind, müssen sie zum Kinderarzt, und wenn es etwas Schlimmeres ist, ins Kinderkrankenhaus. "Es fängt schon damit an, dass da nicht ein Acht- und ein 80-Jähriger im gleichen Zimmer liegen. Das ist für beide nichts."

Im "Eli" ist ein Spezialistensystem rund ums Kind mit 23 Ärzten und 100 Kinderkrankenschwestern da. Außerdem gehören zum Team Kinderorthopäden, Kinderpsychologen, Krankengymnastinnen, Ergotherapeuten, Diätberaterinnen und Erzieherinnen - auch zur Betreuung danach - dazu.