Café Pflaster eröffnet in Rheydt: Diakonie will im Dialog bleiben

Am Donnerstag eröffnet die Anlaufstelle in Rheydt. Nach Protesten von Nachbarn betont die Trägerin: „Es ist der richtige Standort.“

Rheydt. Die erste Etage und das Dachgeschoss sind noch nicht fertig. Aber das Erdgeschoss ist ausgebaut. Noch ein paar Handgriffe an der Brucknerallee und alles ist bereit für die Eröffnung des Rheydter "Café Pflaster". Erst einmal bietet es als Frühstücks-Café eine Anlaufstelle für die Menschen, die das Diakonische Werk im Blick hat.

"Sie haben Probleme, die sich oft überschneiden - es sind Menschen mit Drogenproblemen, Alkohol- oder psychischen Probleme bis hin zu Menschen mit wenig Geld", berichtet Sozialpädagoge Dirk Goedeking, der bisher als Streetworker fürs Diakonische Werk unterwegs war und nun an der Brucknerallee die Fäden ziehen wird.

Es sind Menschen, für die es wichtig ist, ein hartgekochtes Ei oder ein Mettbrötchen für 20 Cent kaufen zu können und das Telefon kostenlos nutzen zu können, um etwa mit Behörden oder Ärzten Termine auszumachen.

Leute, "die aus der Plastiktüte leben", wie es Goedeking beschreibt, und im Keller des "Café Pflaster" Waschmaschine und Trockner finden.

Oft gehe ihr Leben mit körperlichen beziehungsweise gesundheitlichen Problemen einher, berichtet Brigitte Bloschak, Fachbereichsleiterin Wohnungslosenhilfe. Zum "Café Pflaster"-Team gehört eine Krankenpflegerin.

Sie geht "auf die Straße" und sucht die Betroffenen auf dem Rheydter Markt oder am Rheydter Ring auf, wird aber auch einen Raum für ihre Arbeit in der ersten Etage an der Brucknerallee haben - für größere medizinische Probleme.

Im November soll dieses erste Geschoss fertig sein. Noch in diesem Jahr soll auch der Ausbau des Dachgeschosses für den Hausmeister abgeschlossen sein.

Wer sich das Gebäude anschauen möchte, hat dazu bei der Eröffnung am kommenden Donnerstag, 11 Uhr, Gelegenheit. Das Diakonische Werk lädt ausdrücklich die neuen Nachbarn ein. Nach den Protesten von Anwohner in den vergangenen Monaten habe man viele Gespräche geführt, so Bloschak, "mit der Bürgerinitiative, in den Schulen, bei Elternabenden".

Und man stehe auch weiterhin "für Fragen zur Verfügung". Die Brucknerallee ausdrücklich auch Anlaufstelle für Anwohner mit Fragen.

Zur Kritik an dem Standort Brucknerallee sagt Wolfgang Hess, evangelischer Pfarrer und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung des Diakonischen Werks: "Das Café ist unsere Reaktion darauf, dass die Zahl der Bedürftigen steigt, was in der Rheydter Innenstadt auch fühlbar ist."

Es gebe "nie einen perfekten Standort". "Egal, wo wir hingingen, es gäbe Proteste. Aber wir halten die Brucknerallee aus den Erfahrungen des Gladbacher Cafés für gut und wichtig."

Wer behaupte, es würde kriminelles Klientel angezogen, dem könne er nur entgegnen, dass in Gladbach durch das Café genau das Gegenteil erreicht worden sei. "Die Situation ist beruhigt." Polizei, Ordnungsamt und Gesundheitsamt, mit denen man zusammen arbeite, und auch Geschäftsleute und Anwohner seien "froh, dass es das Café Pflaster gibt".