Bauen in Düsseldorf Oberbilker Sanierungsprojekt als „Klima-Quartier“ ausgezeichnet
Düsseldorf · Ein verheerendes Feuer hatte das Gebäude an der Industriestaße in Oberbilk vor einem Jahr in die Schlagzeilen gebracht. Nach dieser Katastrophe gibt es nun aber eine erfreuliche Nachricht.
Die Sanierungsplanungen für ein Gebäude an der Industriestraße in Oberbilk wurden von der nordrhein-westfälischen Landesregierung als „Klima-Quartier“ ausgezeichnet, und damit als besonders nachhaltiges Sanierungsvorhaben. Das gab das nordrhein-westfälische Umweltministerium bekannt.
Eigentümer des Gebäudes ist ein Privatmann, der Ingenieur Andreas Bohnhoff. Keine zwei Wochen vor Weihnachten steht er im Garten der zwei Mehrfamilienhäuser und blickt auf ein Gebäude, das sich fast noch im Rohbau-Stadium befindet – oder wieder. Denn dass überhaupt umfangreiche Sanierungsarbeiten nötig wurden, hat mit einer Katastrophe zu tun, die nicht nur in Düsseldorf im vergangenen Jahr für Aufsehen sorgte. Am 23. Dezember 2023 brannte es in dem Haus, zwei Frauen kamen ums Leben. Die Staatsanwaltschaft ging nach umfangreichen Brandursachenermittlungen von Brandstiftung aus – ohne allerdings sagen zu können, ob das Feuer vorsätzlich oder fahrlässig entfacht wurde.
Bohnhoff erinnert sich noch an seinen ersten Rundgang durch das Gebäude, als das nach dem Feuer wieder möglich war. „Das war schon beklemmend, die teilweise gedeckten Tische in den Wohnungen und die Geschenke unter den Weihnachtsbäumen zu sehen.“ So, als seien die Bewohner nur gerade kurz zum Büdchen gegenüber gegangen.
Hinter dem Gebäude stehend sieht man, wo das Feuer besonders gewütet hat, nämlich im mittleren Teil der Hausnummern 3 und 5. Dort mussten nach dem Brand aus statischen Gründen auch die Balkone abgenommen werden, sie sollen durch Neue ersetzt werden. Durch die Löscharbeiten mussten außerdem Trennwände abgerissen und die Schadstoffe aus dem Gebäude aufwendig entfernt werden. Doch Bohnhoff hat in gemeinsamer Arbeit mit dem Architekturbüro „KS Architekten“ mehr geleistet, als nur die Schäden zu regulieren.
Zwei Drittel der Bausubstanz wurden ausgetauscht
Das Gebäude, das 2003 gebaut wurde, musste größtenteils entkernt werden, zweidrittel der Bausubstanz ausgetauscht, erzählt Bohnhoff. Die Wärmedämmung musste komplett erneuert werden, auch die Fenster. „So hat sich das ergeben, dass ich mich mit den Förderprogrammen etwas beschäftigt habe“, so Bohnhoff. In dem Zusammenhang hat er sich für das Landesprogramm beworben. „Da habe ich erfahren, dass ich die erste Privatperson überhaupt bin, die sich darauf beworben hat“, sagt Bohnhoff weiter. Sonst machten das eher größere Investoren. Ohne Förderprogramme wie dieses wäre es ihm finanziell kaum möglich gewesen, in dem Umfang klimagerechter zu sanieren, ohne, dass die Mieten zu stark steigen.
Konkret umgesetzt werden sollen laut ausgezeichnetem Plan folgende Dinge: eine besondere Wärmedämmung auf der Fassade und wärmegedämmte Fenster. Außerdem wird eine Wärmepumpe eingebaut. „Das würde ich sagen, ist schon der Standard“, so Bohnhoff. „Was darüber hinaus geht, ist ein relativ ausgeklügeltes System, wie das Warmwasser bereitgestellt wird.“
Der Energieverbrauch für das Warmwasser sei sonst höher als für die Heizung. Da seien „recht geschickte“ Lösungen gefunden worden, das schonender hinzubekommen. Außerdem wird eine Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung eingebaut, das sei in einem Altbau auch „nicht ganz einfach“. Zusätzlich wird auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert.
Das Projekt „KlimaQuartier.NRW“ prämierte das Vorhaben schließlich, weil durch die verschiedenen Neuerungen insgesamt niedrige CO2-Emissionen zu erwarten seien. Auch für die Mieter seien die Sanierungen ein ökonomischer Vorteil, würden die Wohnkosten durch eine Reduzierung der Energiekosten doch deutlich gesenkt.
Die Mietkosten in dem sozialen Wohnungsbau werden übrigens ziemlich genau auf dem Niveau bleiben, auf dem sie auch vor dem verheerenden Feuer schon waren, sagt Bohnhoff. Insgesamt wird es darin 31 Mietwohnungen geben, die zwischen ungefähr 40 und 60 Quadratmeter groß sein werden. Nur im obersten Geschoss – das komplett abgetragen werden musste – wird es ein paar Wohnungen geben, die rund 70 Quadratmeter Wohnfläche haben werden.