Kommentar Eine neue Groko ist möglich
Meinung · Der neue Deutschlandtrend der ARD sieht die SPD weit vorn. Fünf Prozent vor der Union. Was jetzt?
Die Dinge scheinen gekippt, der ARD-Deutschlandtrend weist als nächster Vorhersage-Versuch für die Bundestagswahl einen weiter wachsenden Vorsprung der SPD auf die Union aus. 25 Prozent für die SPD, 20 bei der Union, die Grünen sinken weiter – jetzt auf 16 Prozent. In dieser Republik verschieben sich inzwischen in einer Kurzfristigkeit die Gewichte, wie man sich das vor dem sagenhaften Absturz des Martin Schulz als SPD-Kandidat 2017 (damals landete die SPD bei 20,5 Prozent) nicht hatte vorstellen können.
Was sich zeigt: Der Trend verstärkt sich auf die Wahl hin. Das kann auch die Union gerade nicht mehr leugnen. Die setzt intern auf die TV-Trielle, ist aber nach dem ersten von dreien nicht voran gekommen. Auch, weil das mehrfach angekündigte Teambuilding nicht funktioniert: Die Themen jetzt nach und nach mit Köpfen zu verbinden hat nur dann Sinn, wenn diese Köpfe danach auch glaubhaft Verantwortung tragen sollen.
Mit weithin unbekannten Umweltpolitikern ist das jüngst schon mal nicht gelungen. Aus Sicht der Union gilt es, jetzt kurzfristig jene Wähler zurückzuholen, die gerade die AfD (+2 in dieser Umfrage) stärker machen oder in SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz jenen würdigen Nachfolger von Angela Merkel sehen, der ihr Bedürfnis nach Beständigkeit abdeckt.
Was aus dieser Umfrage zu basteln ist, ist spektakulär. Halten die Sozialdemokraten ihre Kraft, bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: eine Ampelregierung mit Grünen und FDP, in der die Liberalen in ihre Juniorrolle aber wohl „hinein geprügelt“ werden müssten. Oder aber eine große Koalition aus SPD und CDU unter einem Kanzler Scholz – aus Sicht der SPD notfalls noch mit der FDP als Ergänzung.
Das wäre eine Aufstellung, die Olaf Scholz als prägendes Gesicht der seit zwei Legislaturperioden regierenden Groko viel weniger fern läge als vielen seiner Genossen. Jedenfalls: Eine Rot-Grün-Rote Alternative wäre mit Scholz nicht zu machen – selbst wenn er sie jetzt aus Parteiräson und taktischen Erwägungen nicht ausschließen mag.