Clankriminalität Nach Großrazzia im Ruhrgebiet - Ermittlungen gegen einen Polizeischüler
Düsseldorf · Mit einer Großrazzia ist die Polizei gegen Clankriminalität vorgegangen. Die Ermittlungen gehen weiter - auch gegen einen Polizeischüler.
Nach der Großrazzia gegen Clankriminalität im Ruhrgebiet ermittelt die Polizei auch gegen einen Polizeischüler. Der Kommissaranwärter soll am frühen Sonntagmorgen Widerstand gegen eine Kontrolle in Essen geleistet haben, wie eine Sprecherin der Polizei Essen am Montag sagte. Gegen ihn seien eine Strafanzeige erstattet und disziplinarrechtliche Ermittlungen eingeleitet worden. Das „Westfalen-Blatt“ hatte über den Vorfall berichtet.
Nach Informationen der Zeitung soll der Polizeischüler mit drei anderen Männern in einem Auto kontrolliert worden sein. Gegen eine Durchsuchung durch seine Kollegen soll er sich energisch gewehrt und versucht haben, sich loszureißen. Den Zeitungsinformationen zufolge habe er die Rechtmäßigkeit des Polizeieinsatzes angezweifelt. Die „Bild“-Zeitung berichtete, dass die jungen Männer die Beamten mit Gelächter und herablassenden Bemerkungen provoziert hätten.
Etwa 1300 Polizisten waren am Samstagabend zeitgleich unter anderem in Dortmund, Essen, Duisburg, Recklinghausen, Bochum und Gelsenkirchen im Einsatz. Insgesamt wurden laut dem Landesinnenministerium mehr als 1500 Menschen und über 100 Shisha-Bars, Wettbüros, Spielhallen und Diskotheken kontrolliert. Dabei wurden unter anderem mehr als Hundert Kilogramm unversteuerter Tabak und zehn Waffen beschlagnahmt. 25 Betriebe wurden von den Behörden wegen Baurechts- oder Hygienemängeln sofort geschlossen. Laut NRW-Innenministerium handelte es sich um die größte Razzia gegen Clankriminalität in der Geschichte des Bundeslandes.
In Duisburg soll nach Angaben der Polizei im Laufe des Tages entschieden werden, ob in zwei Fällen Haftbefehl beantragt wird. Dort waren zwei Tatverdächtige wegen des Handelns mit Betäubungsmitteln festgenommen worden. In Essen wurden gegen einen Mann Ermittlungen wegen Diebstahls eröffnet. Insgesamt waren 14 Menschen festgenommen worden. Ein in Duisburg Festgenommener kam am Montag wegen des Verdachts auf Drogenhandel in Untersuchungshaft. Bei der Razzia fielen nach Polizeiangaben mehrere Personen auf, die Ersatzfreiheitsstrafen absitzen müssten.
Der Kriminologe Thomas Feltes von der Ruhr-Universität Bochum zog den Sinn der Aktionen in Zweifel. „Generell sind solche Großrazzien eher eine öffentlichkeitswirksame Maßnahme, als eine angemessene kriminalpolizeiliche Maßnahme“, sagte der Professor. Er sei skeptisch, welche der Verhaftungen tatsächlich zu Anklagen führen würden. „Sinnvoller wäre es, intensiver im Vorfeld zu ermitteln und dann, wenn man genügend Beweismittel in der Hand hat, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.“